Montag, 26. Januar 2009
Unser Mieter
Im Souterrain unseres Hauses liegt eine möblierte Apartmentwohnung, um deren Vermietung wir uns im Auftrag der Hauseigentümerin kümmern. Derzeit wohnt dort ein Herr in den besten Jahren, der sich für einen längeren Zeitraum beruflich hier aufhält. Wie der Mann heißt weiß von unseren Nachbarn natürlich niemand - bei ihnen heißt er schlicht "Euer Mieter".

Letztens hat "unser Mieter" beim Parken vergessen den Gang einzulegen oder die Handbremse richtig anzuziehen. Als ich beim Bereiten des Abendbrots aus dem Fenster sah, staunte ich jedenfalls nicht schlecht. Sein Audi hatte sich selbständig gemacht und war dank einer glücklichen Fügung (oder den genau abgestimmten Bodenwellen in der Asphaltierung) "nur" ca. 15 Meter weiter in Nachbar Henners Vorgarten gelandet und hatte dabei dessen vor kurzem erst neu errichtetes Mäuerchen eingerissen.

Nun war das Geschrei groß. Die komplette Nachbarschaft hatte sich bereits um den Wagen und "unseren" verlegen dreinschauenden Mieter geschart. Der Henner von nebenan brüllte so laut, dass ich es durchs geschlossene Küchenfenster hörte.
"Wohl vergessen die Handbremse anzuziehen."

Alle schüttelten entrüstet die Köpfe, "unser Mieter" gab zu, das wohl vergessen zu haben. Würde er aber sonst nie, er wüsste ja auch nicht, wie ihm das hätte passieren können

"Ich sach doch immer: Am Hang immer Lenkrad einschlagen, kleiner Gang rein und Handbremse anziehen", rief Henner fröhlich und gab lautstark eine Geschichte zum Besten, wie er selbst einmal fast vergessen hätte, die Handbremse anzuziehen.

"Gut, dass er nicht weiter gerollt ist und noch jemanden verletzt hat", überlegte Margret. Und alle Nachbarn nickten.

Nun kam ich endlich auf die Idee meine Liebste zu rufen, die von dem Unglück noch gar nichts mitbekommen hatte. Meine Liebste ist keine Freundin von langem Lamentieren, also eilte sie "unserem Mieter" zu Hilfe.

Der hatte zwar den ADAC angerufen, aber die ließen wenig Interesse erkennen, einen Wagen ins entlegene Walden zu entsenden. Es würde sich jemand melden, könne aber ein paar Stunden dauern. Also beschloss meine Liebste, die Karre selbst aus dem Dreck zu ziehen.

Das gelang ihr auch mit Hilfe einiger Bretter und einem Abschleppseil. Es wäre auch noch viel schneller gegangen, wenn der Henner nicht dauernd insistiert hätte.

"Das klappt doch niemals so", verkündete er. "Ich war mal Leiter eines Fuhrparks, das Auto hängt doch mit dem Unterboden fest, das kriegt ihr nie raus."

"Unser Mieter", der den Henner nicht kannte, ließ sich tatsächlich verunsichern. Aber meine Liebste würdigte ihn keines Blickes und zog den Audi mit Hilfe unseres Kombis kurzerhand aus dem Vorgarten. Das hinderte Henner aber nicht daran, das weiterhin für unmöglich zu halten. Er weiß ja Bescheid, er ist ja Profi.

Am nächsten Tag sprach mich jeder Nachbar auf dieses große Ereignis an. Und die Geschichte wie "unser Mieter" das Mäuerchen vom Henner umgefahren hat, wird sicherlich in 10 Jahren noch erzählt werden. Provinz

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Die 1100 Jahrfeier
Natürlich gibt es bei uns in Walden sehr häufig Gründe dafür, mal so richtig zu feiern. Einige kehren jedes Jahr wieder andere sind absolut einmalig - wie die 1100 Jahrfeier, die dieses Jahr im August bei uns begangen wird.

Seit mindestens anderthalb Jahren wird dafür schon geplant. Der Bürgermeister hält regelmäßig Krisensitzungen ab. Im letzten Vereinsrundschreiben der Freiwilligen Feuerwehr wurde den Mitgliedern ordentlich ins Gewissen geredet, dass sie sich alle zu engagieren haben. "Ausreden werden nicht gelten gelassen".

Also ohne Todesfall in der Familie, gebrochenes Bein oder Herzinfarkt gibt es kein Entrinnen. Natürlich ist ein umfangreiches Programm für eine ganze Festwoche geplant, das wurde mit dem letzten Vereinsrundschreiben an alle Haushalte verteilt.

Meine Liebste und ich setzten uns selbstverständlich sofort hin und studierten, welche wunderbaren Genüße wir erwarten konnten. Etwas enttäuscht waren wir, dass für unseren Musikgeschmack nichts dabei ist.

Aber die Waldener Chöre und das Heeresmusik-Korps werden sicherlich die meisten Waldener und die angereisten Gäste (ehemalige Waldener aus aller Welt und unsere lieben Freunde aus der Partnerstadt in Ungarn) gehörig beeindrucken.

Immerhin spielen wir mit dem Gedanken uns bei der Theaterauffführung des Rollwagen blicken zu lassen. Hätte nur jemand daran gedacht uns im Programm mitzuteilen, was denn gegeben wird. Aber besonders gespannt sind wir auf die Bilderausstellung - die wird am zweiten Tag groß eröffnet und kann dann an den folgenden Tagen zwischen 15.00 und 18.00 Uhr besichtigt werden.

Der Verfasser der Programmübersicht kannte offensichtlich die Waldener; denn er verteilte seine Informationen auch hier sehr sparsam, gewiß um unsere Neugier anzustacheln. Bestimmt saßen jetzt alle Waldener genau wie meine Liebste und ich beim nachmittäglichen Kaffee über das Programm gebeugt und fragten sich: Bilderausstellung, was für Bilder da wohl gezeigt werden?

Henners Marie malt doch. Ja, aber die macht doch Seidenmalerei. Vielleicht werden auch Fotos gezeigt, Fotos aus 1100 Jahren Walden und natürlich von vor der Erfindung der Fotografie, ein paar Zeichnungen oder sogar Ölbilder. Es wird ja mal irgendjemand in Walden was gemalt haben. Vielleicht ein "Usswärticher"?

Nachdem wir in unserer Unterhaltung soweit gekommen waren, brach ich auf, um noch den Wocheneinkauf zu erledigen. Das hat sich ja inzwischen auch bis zu uns hier in der Provinz verbreitet: die Lebensmittelketten, deren Geschäfte bis 20.00 Uhr geöffnet haben. Natürlich nicht in Walden direkt - da musste ich schon in die etwas größere Nachbargemeinde fahren.

Zufrieden stellte ich am Ortsausgang von Walden fest, dass wunderschöne handgemalte Hinweisschilder für die 1100 Jahrfeier befestigt waren. Ohne etwas Böses zu ahnen, schnurrte ich die Landstraße entlang. Aber dann traf mich fast der Schlag.

Am Ortseingang zu unserer Nachbargemeinde hing ein riesiges, vierfarbig gedrucktes Hochglanzschild mit der Aufschrift: Haubeck über 1200 Jahre! Man beachte das Ausrufungszeichen. Ausrufungszeichen!

Auf der Stelle kehrte ich um und fuhr woanders einkaufen. Provinz

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Das Viechzeug - Dritter und letzter Teil
Erst als ich den Iltis nirgendwo entdecken konnte kam ich auf die Idee einen Blick in die Pappkiste zu werfen. Und dort lag das Viechzeug und schlief. Als meine Liebste und ich ihm seine Medikamente spritzten, gebärdete er sich höchst ungnädig und biss wieder in meinem Ärmel und wollte partout nicht mehr loslassen.

Uns wurde klar, dass der Iltis ein wirkliches Wildtier war, das zeigte sich nicht nur am Gestank sondern auch an der Abneigung, die er uns Menschen entgegenbrachte. Er war mit unserem lieben Kater, der nur mal aus Spaß kratzte und biss, wirklich nicht zu vergleichen.

Und da der Iltis jetzt so einen fitten Eindruck machte, wollten wir ihn endlich auswildern. Mit vereinten Kräften bugsierten wir ihn in die Katzentransportbox und fuhren - natürlich illegal - tief in den Wald neben der Kreisstraße. Hier irgendwo musste ja das Revier des Iltis sein.

Wir stellten die Transportkiste auf eine Lichtung, öffneten sie und entfernten uns einige Meter. Solange wir davor saßen, würde der Iltis sicher nicht heraus kommen. Er hatte sich in die hinterste Ecke des Transportkorbs geflüchtet und guckte misstrauisch, was ihm jetzt wieder bevorstand.

Aber nach einigen Minuten begriff er, dass er nur ein paar Schritte in die Freiheit tun musste. Er schnupperte erst vorsichtig, schlich nach draußen, wieselte ein paar Meter nach rechts, drehte eine kleine Runde um den Korb und verschwand schließlich im Unterholz.

Wir wünschten dem Kleinen, dass er sein Leben in Zukunft ohne Unfälle verbringen möge, und hofften, dass er bei der nächsten Straßenüberquerung besser aufpasste.

Manchmal frage ich mich, wie der Iltis diese Episode erlebt hat. Ob er auf irgendeine Weise überhaupt verstanden hat, dass wir ihm nur geholfen haben. Obwohl der Unfall, dann die erzwungene Nähe zu uns Menschen, die Spritzen, das Eingesperrt sein für ihn sehr bedrohlich gewesen sein muss.

Aber letztendlich blieb uns nichts weiter übrig als den Iltis ohne eine Antwort oder gar ein Dankeschön laufen zu lassen und ihm alles Gute zu wünschen. Den Fortgang und das Ende seiner Geschichte werden wir nie erfahren. Immerhin, auf der Straße haben wir ihn nicht mehr getroffen und auch keinen anderen seiner Artgenossen. Provinz

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Das Viechzeug - Zweiter Teil
Am nächsten Morgen hatte sich am Zustand des Iltis nicht viel geändert. Er lag immer noch zusammengerollt in der Kiste. Wasser und Katzenfutter, das wir ihm in die Kiste gestellt hatten, schien er nicht angerührt zu haben. Also packte ich den Kleinen in der Mittagspause in den Katzenkorb und fuhr wieder zur Tierklinik. Auch jetzt war wieder der gleiche Arzt im Dienst, der in der letzten Nacht die Schicht geschoben hatte.

Und dementsprechend gelaunt begrüßte er mich. Er schaute sich den Iltis näher an und meinte eine kleine Besserung zu bemerken. Er gab ihm wieder ein Spritze in den Nacken und bat, dass ich die nächsten drei Tage täglich morgens und abends wiederkommen sollte. Da ich wirklich keine Zeit hatte, jeden Tag zweimal in die Tierklinik zu fahren, fragte ich den Arzt, ob wir das nicht anders regeln könnten.

Wenn ich es mir zutrauen würde, dem Iltis selbst die Spritze zu verabreichen, könne er mir das Mittel auch mitgeben. Er zögerte sehr mir das vorzuschlagen, anscheinend hoffte er darauf, dass ich doch noch der Endlösung Todesspritze zustimmte. Aber da ich mir prinzipiell alles zutraue und alles, was mir nicht gelingt, garantiert von meiner Liebsten oder meinem Schwiegervater erledigt wird, sah ich keinerlei Schwierig­keiten.

Also wurde ich mit mehreren Einwegspritzen für morgens und abends ausgestattet, nochmals instruiert, auf was ich beim Spritze setzen zu achten habe und nach Hause geschickt. Vermutlich dachte sich der Arzt, viel schlimmer könne es für den armen Iltis sowieso nicht mehr werden. Dennoch rang er sich dazu durch, dass ich ihm Bescheid geben sollte, wie es dem Iltis ergangen war.

Wieder daheim angekommen, beratschlagten meine Liebste und ich, dass der arme Iltis sicherlich Durst und Hunger habe. Selber fressen konnte er nach wie vor nicht. Also zweckentfremdeten wir eine große, leere Einwegspritze, füllten sie mit Wasser und träufelten damit dem Iltis etwas in den Mund. Das funktionierte recht gut, zwar lief ihm etwas Wasser aus dem Maul, aber er schien doch zu schlucken. Das ließ uns Hoffnung schöpfen. Wir füllten also auch etwas Katzenpaste in die Spritze und fütterten den Iltis damit. Danach ließen wir ihm wieder seine Ruhe.

Am nächsten Tag wirkte der kleine Kerl schon sehr viel lebhafter. Die Kringelform hatte er aufgegeben, war aber noch ziemlich schlapp. Trotzdem zogen wir lieber unsere Lederjacken und dicke Lederhandschuhe an, bevor wir das Viech aus der Kiste holten. Während meine Liebste den Widerspenstigen festhielt, verabreichte ich ihm seine Medizin. Anschließend fütterten wir ihn wieder mit der Einwegspritze.

Das dankte er uns indem er sich erst in der Einwegspritze und dann in meinen Ärmel fest biss und heftig mit den Läufen kratzte. Am Abend wiederholten wir die Prozedur, dabei gebärdete sich der Iltis noch wilder. Wir beschlossen, dass er inzwischen sicher wieder selber essen und trinken kann und stellten ihm einen Napf in seiner Kiste bereit.

Am nächsten Morgen kam ich in die Garage und sah die Bescherung: Die dicke Pappkiste war an der Seite auf genagt, der Iltis hatte die ganze Garage durchwühlt und alle Ecken mit dampfenden Kothaufen markiert. Ich schloss sofort das Garagentor und schaute in jede Ecke, wo sich der Iltis denn versteckt hatte.

Aber er war verschwunden.

Der dritte Teil folgt. Provinz

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Das Viechzeug - Erster Teil
Auf dem Lande gibt es neben manchmal leicht verschrobenen Menschen vor allem eines: Viechzeug. Das fängt natürlich an mit dem Nutzvieh wie Kühe, Schafe, Schweine, Gänse, Enten, Hühner. Die kann ich hier in natura bewundern.

Aber noch viel interessanter sind die Wildtiere, die sich vor allem bei Dämmerung und in den Nachtstunden einfach so herum­treiben, als gehöre der Wald und das Feld - und wenn Du Pech hast - Dein Vorgarten ihnen. Das ist wildromantisch. Na klar.

Eines Abends fuhren meine Liebste und ich mit unserem Auto in Richtung Heimat und sahen ein Tier merkwürdig zusammengerollt auf der Straße liegen. Wir hielten an, wir glaubten es könnte eine angefahrene Katze sein. Aber als wir näher kamen, sahen wir: Ein Iltis liegt auf der Straße.

Als Stadtmensch bin ich mit der Vorstellung groß geworden, dass es auf dem Lande immer einen richtig netten Oberförster gibt, der sich um alle armen geschundenen Waldtiere kümmert, wenn sie mal ein Wehwehchen haben. Die angefahrenen Rehkitze werden gesund gepflegt und tragen dabei ein lustiges Halstuch. Und aus dem Nest gefallene Vögelchen werden ebenso aufgepäppelt wie so ein armer angefahrener Iltis. Also schlug ich vor, dass wir das arme Tier beim hiesigen Förster, Jagdpächter oder sonst wie zuständigen Menschen abgeben, damit er es fachmännisch gesund pflegen kann.

Meine Liebste schaute nur ein wenig verdutzt und erklärte mich rundweg für verrückt. Schließlich setzte ich mich aber durch und wir fuhren mit dem Tier in Ermangelung eines willigen Försters zur nächsten Tierklinik mit Nachtsprechstunde - lediglich 20 km entfernt. Sogar der Tierarzt schaute etwas verwundert und wollte das arme Tier am liebsten einschläfern. Aber das ließ ich nicht zu.

Augenscheinlich fehlte dem Iltis nämlich nichts außer eine kleinen Wunde direkt auf der Stirn. Er hatte einen heftigen Schlag bekommen und das hatte seine Nerven gelähmt. Er konnte nur noch völlig starr zusammengerollt daliegen. Wenn der Tierarzt versuchte ihn aufzurollen, kratzte er nur verzweifelt mit einer Pfote, um von dem unangenehmen Menschen wegzukommen. Aber da es ihn schon wieder zum Kringel zusammenzog, brachte das nicht besonders viel. Da ich also darauf bestand, dass der Iltis behandelt wurde, gab der Tierarzt ihm eine Spritze. Setzte ihn in einen alten Katzenkorb und schickte uns nach Hause. Wir sollten am nächsten Tag wiederkommen, um den Zustand es Iltis beurteilen zu lassen.

Also ging es wieder 20 km zurück - diesmal ohne angefahrene Tiere auf der Straße - nach Hause. Dort stellten wir eine große Pappkiste in unsere Garage, polsterten die ein bisschen aus und legten den Iltis hinein. Wegen des fiesen Geruchs wollten wir das Vieh dann doch nicht im Hause haben.

Wird fortgesetzt... Provinz

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Geburtstage feiern
Den nächsten größeren Fauxpas erlaubte ich mir, als meine Liebste und ich bereits zusammengezogen waren. Ich hatte Geburtstag und alle meine Freund zu einer Feier eingeladen. Es gab statt einer Torte selbst gemachte Windbeutel mit Sahne und frischen Erdbeeren. Da ich ein paar mehr gemacht hatte, kam ich auf die Idee, meinen Schwiegereltern in spe zum Kaffee ein paar Windbeutel vorbeizubringen.

Völlig unschuldig erzählte ich von meiner Geburtstagsparty und dass ich ihnen ein paar Windbeutel zum Kosten reinreichen wollte. Die wurden auch dankend entgegen genommen. Ich bemerkte nichts Übles.

Aber später erzählte mir meine Liebste, ihre Eltern seien tödlich beleidigt gewesen, weil ich sie nicht zu meiner Party eingeladen hatte. Ich fiel aus allen Wolken. Wer um Himmels Willen lädt denn bitteschön seine Eltern oder Schwiegereltern oder wohlmöglich noch Oma und Opa zu seiner Geburtstagfete ein? Tja, in Walden tut das jeder. Hier mussten zur Geburtstagsparty auch des pubertierendsten Teenagers auf jeden Fall Oma und Opa sowie die Godel - die Patentante - und auch alle weiteren Tanten und Onkel und sogar Nachbarn eingeladen werden. Natürlich auch ein paar Freunde des Jugendlichen (wenn die zufällig noch Platz fanden oder überhaupt Lust hatten zu kommen). Manche Leute feiern zweimal, damit die unterschiedlichen Interessen der Gäste nicht allzu sehr kollidieren. Aber es darf niemals - ich wiederhole - niemals darauf verzichtet werden die gesamte Sippschaft mit zum Geburtstag einzuladen.

Seither feiere ich offiziell keinen Geburtstag mehr. Meine Freunde lade ich natürlich ein, aber sicherheitshalber in eine Kneipe in der nächsten, größeren Gemeinde. Hier verirrt sich selten ein Waldener hin. Und meine Liebste verrät mich zum Glück nicht, sie feiert inzwischen auch keinen Geburtstag mehr. Provinz

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Er ist halt aus der Stadt
In den Anfangszeiten verbrachte ich nur die Wochenenden bei meiner Liebsten. Es war immer ein sehr weiter Weg von der Stadt nach Walden. Ab und zu vergaß ich zu Hause irgendeine wichtige Kleinigkeit und musste mir dann von den Eltern meiner Liebsten aushelfen lassen. Allerdings war das auch bei den unmöglichsten Utensilien kein Problem. Der Vater meiner Liebsten schien so ziemlich alles, was man jemals gebraucht hat oder brauchen könnte in seiner Doppelgarage oder auf dem Dachboden oder im Gartenhäuschen aufzubewahren. Dennoch kam einmal der Tag als der Keilriemen meines Autos riss und ich dringend einen neuen brauchte.

Es gab in Walden natürlich auch einen Mechaniker "Biene". Der hatte zwar keine Werkstatt, sondern arbeitete in seiner Scheune, aber er wurde mir als derjenige benannt, der alle Autoersatzteile führe oder doch in kürzester Zeit beschaffen könne. Ich bat also meine Schwiegereltern in spe darum, mir den Weg zu beschreiben.

"Ach, das ist ganz einfach. Du gehst erst mal die Straße runter und dann an der Ecke, wo der Schreiber Lennart früher gewohnt hat - da wohnt jetzt glaub ich der Enkel vom Marie - der Lutz oder Fritz, der beim VW schafft und die Modellflugzeuge baut"
"Nein" fällt der Papa der Mama ins Wort, "da wohnt doch jetzt der Lumpi, der Sohn von der Hanni, jedenfalls gehste an der Ecke rechts rein. Und dann, wo der Henner Schorsch seinen Garten hat, da gibt's einen Fußweg. Da geht's den Berg runner. Beim Danzer Karl gehste links und dann ist es das dritte Haus mit der großen Scheune, direkt neben dem Haus vom Lisbeth."

"Könnt ihr mir nicht die Straße und Hausnummer sagen?" Das konnten meine Schwiegereltern in spe leider nicht. Die Straßenschilder sind hier nur für die Auswärtigen angebracht, kein Eingeborener beachtet sie jemals.

Ich ließ mich schließlich von meiner liebsten zu "Biene" führen, von dem ich bis heute nicht weiß, wie er eigentlich mit richtigem Namen heißt. Aber er war mein Retter in der Not und kramte aus seinem unerschöpflichen Vorrat an Ersatzteilen tatsächlich einen passenden Keilriemen hervor. Den zu montieren übernahm dann mein Schwiegervater in spe gemeinsam mit meiner Liebsten. Die bastelte in ihrer Freizeit sowieso gerne an Autos. Ich hatte so was bisher nur irgendwelche Automechaniker erledigen lassen und war für die Hilfestellung sehr dankbar. Allerdings erschien ich in den Augen meines Schwiegervaters in spe nach dieser Episode nicht mehr als so besonders gute Partie. Aber meine Liebste verteidigte mich nach Kräften. Ich sei nun mal ein Stadtkind, da liefe eben alles etwas anders ab.

Mit dem Seufzer "er ist halt aus der Stadt" wurde in Zukunft jegliches Fehlverhalten von mir entschuldigt. Provinz

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Die große Liebe - wie alles begann
Vor fast fünfzehn Jahren hat mich die Liebe aus der großen Stadt in ein kleines Nest am Rande von nirgendwo geführt und dort festgehalten. Für mich als Stadtmensch war es natürlich ein übler Kulturschock mich plötzlich mitten in der so genannten Provinz zu finden.

Aber, meine geneigten Leser, Ihr werdet feststellen, dass so ein Leben in der Provinz nicht nur mit Entbehrungen verbunden ist. Aber es Bedarf natürlich einer gewissen Eingewöhnungszeit, bevor ein Zugezogener wie ich von den Ur-Einwohnern akzeptiert wird. Im letzten Jahr hatte ich langsam den Eindruck, es könnte soweit sein. Aber wahrscheinlich verdanke ich diese letztendlich doch freundliche Aufnahme allein dem Umstand, dass ich der Ehemann einer Eingeborenen geworden bin.

Als ich in Walden (Name geändert!) ankam, um meine Liebste das erste Mal zu besuchen, beging ich sofort einen nahezu unverzeihlichen Fehler. Ich parkte mein Auto beim Nachbarn gegenüber vor der Tür. Mensch, beim Nachbarn gegenüber! Das tut man nicht! Ganz anders als in der großen Stadt, wo ich gewohnt war überall dort zu parken, wo gerade Platz ist - auch mal in zweiter Reihe, mitten auf dem Bürgersteig oder direkt an der Straßenecke, hat mich das Überangebot an freiem Platz derart verwirrt, dass ich einfach in Fahrtrichtung rechts gegenüber dem Elternhaus meiner Liebsten geparkt habe.

Die Mutter meiner Liebsten verzieh mir zwar meine Unkenntnis, ließ sich aber nicht davon abhalten mir umständlich zu erzählen, wie es sie verwundert hatte, dass dort beim Nachbarn ein unbekanntes Auto stand. Denn es war auch keines der Fahrzeuge, die üblicherweise beim Nachbarn stehen, wenn zum Beispiel seine Kinder zu Besuch kommen oder der Versicherungsvertreter, der die ganze Straße rauf und runter als Kundschaft hatte, außer dem Frantz Ludwig, der ist ja bei der Allianz. Voller Verwunderung hatte sie mit ihrem Mann diskutiert, wessen Fahrzeug das wohl sein könne, bis sie schließlich darauf kamen, dass es sich wohl um mein Auto gehandelt habe und ich mich ja ganz falsch hingestellt hatte.

Ihr wisst es schon, seither wagte ich es nie wieder mein Auto vor dem Haus des Nachbarn zu parken. Provinz

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Eins - Die Ankunft
Selina war neugierig auf das geheimnisvolle Sorgenland, das über die ganze Weite des Erdenrunds für seine Eigenart berühmt war. Sie hatte gehört, dass dort niemand eine Aufenthaltsgenehmigung oder gar Bleiberecht erhalten konnte, wenn er sich nicht fleißig und zuverlässig im Sorgenmachen geübt hatte.

Und sie wollte doch unbedingt wissen, wie sich Sorgen machen funktioniert. Es musste eine großartige Gabe sein; denn ihr war diese Kunst völlig unbekannt. Also drehte sie sich dreimal auf dem Absatz, dem linken, machte einen großen Schritt und schon hatte sie das Sorgenland erreicht. Sie landete in einer Fußgängerzone. Es war regnerisch und die Leute eilten schnell über die freien Flächen, um wieder unter eine Überdachung oder ins nächste Geschäft zu gelangen. Einige trugen große Regenschirme, andere hatten sich die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Keiner von ihnen beachtete Selina. Die schaute sich neugierig um und streckte die Zunge heraus um ein paar Regentropfen zu fangen. Sie genoß die lustigen Regentropfen auf ihrem Haar und beobachtete, wie ihre Kleidung langsam feucht wurde.

Dann fiel ihr ein, dass sie doch so gerne wissen wollte, wie das Sorgenmachen funktioniert. Also sprach sie einen Mann an, der gerade mit tief ins Gesicht gezogenem Hut und gebeugten Schultern durch den Regen eilte. Aber der schien sie gar nicht zu hören. Er rannte einfach weiter. Selina zuckte mit den Achseln. Dann sah sie eine ältere Frau mit einem großen, gelben Regenschirm auf sich zukommen. Selina rief ihr ein freundliches "Hallo" zu. Die Frau blieb stehen. "Mädchen, Du wirst Dir noch den Tod holen", rief sie ganz bestürzt. "Komm unter den Schirm! Wie kannst Du an solch einem Tag nur ohne Jacke ausgehen. Du bist ja ganz naß!" Die Frau zog Selina unter den gelben Regenschirm und lief mit ihr unter das Vordach eines Kaufhauses. Durch das Lüftungsgitter vor der Eingangstür blähte ein steter, warmer Luftstrom Selinas Rock. Und sie drehte sich ein wenig, damit es sie von allen Seiten wärmte.

Die Frau schaute ihr zu und redete immer noch auf sie ein, dass sie unvernünftig sei und sich ganz sicher den Tod holen werde. Aber Selina lachte nur. "Liebe Frau", sagte sie, "ich bin von weit her gekommen, um zu erfahren, wie ich mir Sorgen machen kann. In dem Land, wo ich herkomme, gilt das als große Kunst. Aber bei uns beherrscht sie niemand. In Eurem Land sollen große Meister dieser Kunst wohnen und jedes Kind soll sie beherrschen. Bitte, verratet mir, wie mache ich mir Sorgen?" Die Frau starrte Selina entgeistert an. Endlich war sie sprachlos. Ihr Mund bewegte sich zwar, aber es kam kein Laut heraus. Dann schnaufte sie, drehte sich empört um, ließ Selina stehen und stapfte energisch davon. Der gelbe Schirm wippte dabei aufgeregt auf und ab. Selina guckte ihr eine Weile nach. Dann hielt sie weiter nach jemandem Ausschau, der wissen könnte wie das Sorgenmachen funktioniert. Vielleicht, überlegte sie, ist doch nicht jeder in diesem Lande Meister darin. Aber sie würde sicherlich bald einen guten Lehrer finden. Sorgenland

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Maranatas Tod
Maranatas Tod ist der erste "Roman", den die Autorin geschrieben hat im zarten Alter von 13 Jahren. Sie hat sich damals sehr intensiv mit dem Thema Tod auseinandergesetzt, da sie in dem Alter irgendwann entdeckte, dass sie einmal einen Großvater hatte, denn sie niemals kennen gelernt hat. Er ist bereits acht Jahre vor ihrer Geburt gestorben. Daraufhin hat sich die Autorin sehr viele Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht. Um den Versuch einer Antwort geht es in ihrer Geschichte. Geschrieben hat sie damals mit dem Füller (wahrscheinlich ein Geha) in roter, grüner, lilafarbener und blauer Tinte in ein großkariertes Heft, auf dem vorn eine Mickey Mouse drauf ist. Das Original hat sie gerade vor sich liegen und wird es nun für sich und ihre geneigten Leser übertragen. Sie schwört, dass sie keinerlei Veränderung vornehmen wird. Sie lesen also die Transkription der Originalfassung von 1983.

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Das Nähschränkchen
Am Morgen des 26. August 1914 stand Gertrude Banz sehr früh auf. Sie hatte ihrer Schwiegertochter versprochen die Bordüren an die neuen Kleider ihrer beiden Enkelinnen zu nähen. Dazu wollte sie das Morgenlicht nutzen, denn ihre Augen waren nicht mehr so gut wie einst. Gertrude war seit einem Jahr Witwe. Ihr Herrmann war fast genau auf den Tag vor einem Jahr von einem Pferdefuhrwerk überrollt worden.

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Mittwoch, 31. Dezember 2008
31. Dezember - Neuanfang
Natürlich könnte jeder Tag des Jahres als der letzte Tag desselben und als der Beginn eines neuen, hoffnungsvollen, wunderbaren Zeitabschnitts gelten.
In der Tat feiern die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften der Welt auch an unterschiedlichen Tagen ihr Neujahrsfest. Das wichtige ist also nicht der jeweilige Tag sondern der Neuanfang!

Es gilt zu würdigen, dass es einen Zyklus von Werden, Wachsen und Vergehen gibt. Alles beginnt immer wieder von Neuem. Immergleich aber doch mit unerwarteten Varianten und unerklärlichen Möglichkeiten. Gleichgültig in welchem Land dieser Erde wir leben. Einen Tag im Jahr gibt es überall, an dem wir die alten Geister hinaustreiben aus ihren Ritzen und Winkeln. Dann ist es vorbei mit deren Bequemlichkeit und ihrer Einmischung.

Wir tragen den Abfall hinaus und verbrennen ihn zu Ehren der Wiedergeburt des Lebens. Leben verschwendet sich, verschenkt sich und ist doch heilig. Für das Leben zahlt keiner einen Preis. Nicht der Tod ist der Preis für das Leben. Der Tod ist die Voraussetzung für das Leben. Ohne Ende, kein Anfang. So einfach ist das. Bewahre es wie ein Juwel in deinem Herzen, damit es dir leuchte in dunklen Zeiten. Dezember

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Dienstag, 30. Dezember 2008
30. Dezember - Olle Geister
In dieser Zeit zwischen den Jahren, zwischen Heiligabend und Dreikönigstag, da kommen sie aus ihren Ecken, die ollen Geister der Vergangenheit. Manche gähnend und sich am Kopf kratzend. Wieso sollen sie jetzt schon wieder? Auch ein oller Geist hätte ja gerne mal seine Ruhe.

Aber so ist das eben, zwischen den Jahren, in den Rauhnächten, vor allem bei Neumond, da besteht Anwesenheitspflicht. Also schleppen sich die Geister aus den Ritzen der Dielenbretter, schlüpfen durch die Gipslöcher aus den Wänden, schweben ganz langsam durch die Dunstabzugshaube in die Küche.

Plötzlich sinkt die Raumtemperatur um 3 bis 4 Grad. Staub und vergessene Gerüche schweben durch das Haus. Es knackt und knorzt im Gebälk. Die Menschen schütteln sich und sagen Dinge wie: "Ist aber kalt heute!" Dann drehen sie die Heizung etwas weiter auf oder legen noch einen Scheit ins Feuer.

Katzen können die Geister sehen. Die alten Kater lassen sich gar nicht weiter stören. Aber junge Katzen springen die Wände hinauf, versuchen diesen Hauch von Nichts zu fangen. Natürlich gelingt es ihnen nicht. Die ollen Geister streifen durchs Haus, legen sich probeweise aufs Sofa, inspizieren den Backofen und die unaufgeräumten Schubladen. Manchmal bringen sie die noch ein bisschen mehr durcheinander.

Die meisten Menschen haben kein Empfinden für sie. Sie wischen nur ein bisschen mehr Staub fort als sonst. Das komme von der trockenen Heizungsluft, sagen sie dann. Es gibt nur wenige Menschen, die sprechen mit den Geistern in ihren Träumen, betrachten mit ihnen die Sterne und schauen zu wie der Atem dabei gefriert in der dunklen, klaren Nacht. Wenn die Schatten flüstern. Dezember

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29. Dezember - Mutig wie ein Mäuschen
Seine Nasenspitze zittert. Wenn Sebastian Schnurrhaare hätte, würden auch die jetzt zittern. Unheimlich ist das heute in dem alten Haus von Oma. Mama ist in der Küche mit ihren Geschwistern, den Onkeln und Tanten, den Nachbarn von links und von rechts. Sie nehmen Mama in den Arm und helfen Kaffee kochen und Brote schmieren.

Die Oma liegt im Wohnzimmer, in ihrem Lieblingssessel. Sie atmet nicht mehr. Mama hat eine Decke über sie gelegt. Aber Omas Gesicht ist nicht zugedeckt und die Arme liegen auch über der Decke. Sebastian hat beobachtet, wie ein Nachbar nach dem anderen, ein Verwandter nach dem anderen hineingegangen ist zu ihr. Sie angeschaut hat, noch einmal ihre Hand berührt hat.

Manche haben nur schnell einen Blick geworfen und sind dann wieder zu den anderen gegangen. Sich in die Herde drängend. Leben atmen. Den Anblick des Todes vergessen. Sebastian hat sich nur bis an die Tür getraut. Die ganze Zeit haben sich die Leute an ihm vorbeigedrängt, Abschied genommen.

Heute ist Sonntag. Alle haben Zeit zu kommen. Sebastian staunt wie viele Leute die Oma kannten. Wie ein Lauffeuer hat es sich im ganzen Dorf herumgesprochen. Wahrscheinlich hat jeder den Hubschrauber gehört, der heute Vormittag bei Omas Haus gelandet ist. Aber es war schon zu spät, die Notärzte sind wieder davongeflogen. Das hat Tante Lisa wieder und wieder jedem erzählt, Mamas Schwester. Sie hat Mama panisch angerufen als Sebastian noch im Bett lag heute früh.

"Die Mutter stirbt, komm her, sofort!", hat sie durchs Telefon gebrüllt, sofort wieder aufgelegt. Da gab es kein Überlegen, kein Irgendwas. Mama hat Sebastian nur einen Mantel übergezogen und die Stiefel an. Dann sind sie mit dem Auto rübergebraust zu Oma. Das hat höchstens fünf Minuten gedauert, aber es war schon zu spät. Die Notärzte haben sich gerade verabschiedet. Tante Lisa sprang rum wie ein aufgescheuchtes Huhn und Mama wurde ganz blaß.

Sebastian war an der Wohnzimmertür stehen geblieben. Die Nachbarn von gegenüber kamen durch die Terrassentür. Irgendwer rief den Arzt an, Mama rief die anderen Geschwister an. Die würden frühestens in einer Stunde hier sein. Immer mehr füllte sich der Raum. Im Garten standen die Leute, in der Küche begannen die Nachbarsfrauen mit Kaffeekochen. Sebastian hatte das Gefühl, dass all das nur so an ihm vorbeizog.

Irgendwann kamen Onkel Georg und seine Freundin und Tante Sabine. Auch der Arzt kam, untersuchte die Oma und redete mit den Erwachsenen. Sebastian stand einfach da. Ließ es geschehen, dass ihm ab und zu jemand übers Haar strich. Die Oma lag da in ihrem Lieblingssessel und atmete nicht mehr. Im Wohnzimmer war jetzt niemand mehr.

Sebastians Nasespitze zitterte. Wenn er Schnurrhaare hätte, würden auch die jetzt zittern. Langsam und vorsichtig schiebt sich Sebastian vor. Vielleicht, wenn er Omas Hand ganz fest in seine nimmt. Wenn er ihr das Haar aus dem Gesicht streicht. Wenn er ihr in den Bauch piekst. Vielleicht wacht sie dann wieder auf.

Aber dann steht Sebastian vor der Oma. Ihr Gesicht ist ganz grau. Ihre Hand ist unnatürlich kalt. Alles Lebendige an ihr ist verschwunden. Die Oma schläft nicht. Die Oma ist wirklich, wirklich tot. Sebastians Nasenspitze zittert. Tränen rollen ihm die Wange hinab. Er kauert sich zu Omas Füßen vor den Sessel und weint und weint.

Plötzlich kommt Mama und nimmt ihn in den Arm. Dann weinen sie beide bis ihre Trauer zu einem kleinen Rinnsal zusammengeschmolzen ist. Dezember

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