Montag, 26. Januar 2009
Das Viechzeug - Erster Teil
Auf dem Lande gibt es neben manchmal leicht verschrobenen Menschen vor allem eines: Viechzeug. Das fängt natürlich an mit dem Nutzvieh wie Kühe, Schafe, Schweine, Gänse, Enten, Hühner. Die kann ich hier in natura bewundern.

Aber noch viel interessanter sind die Wildtiere, die sich vor allem bei Dämmerung und in den Nachtstunden einfach so herum­treiben, als gehöre der Wald und das Feld - und wenn Du Pech hast - Dein Vorgarten ihnen. Das ist wildromantisch. Na klar.

Eines Abends fuhren meine Liebste und ich mit unserem Auto in Richtung Heimat und sahen ein Tier merkwürdig zusammengerollt auf der Straße liegen. Wir hielten an, wir glaubten es könnte eine angefahrene Katze sein. Aber als wir näher kamen, sahen wir: Ein Iltis liegt auf der Straße.

Als Stadtmensch bin ich mit der Vorstellung groß geworden, dass es auf dem Lande immer einen richtig netten Oberförster gibt, der sich um alle armen geschundenen Waldtiere kümmert, wenn sie mal ein Wehwehchen haben. Die angefahrenen Rehkitze werden gesund gepflegt und tragen dabei ein lustiges Halstuch. Und aus dem Nest gefallene Vögelchen werden ebenso aufgepäppelt wie so ein armer angefahrener Iltis. Also schlug ich vor, dass wir das arme Tier beim hiesigen Förster, Jagdpächter oder sonst wie zuständigen Menschen abgeben, damit er es fachmännisch gesund pflegen kann.

Meine Liebste schaute nur ein wenig verdutzt und erklärte mich rundweg für verrückt. Schließlich setzte ich mich aber durch und wir fuhren mit dem Tier in Ermangelung eines willigen Försters zur nächsten Tierklinik mit Nachtsprechstunde - lediglich 20 km entfernt. Sogar der Tierarzt schaute etwas verwundert und wollte das arme Tier am liebsten einschläfern. Aber das ließ ich nicht zu.

Augenscheinlich fehlte dem Iltis nämlich nichts außer eine kleinen Wunde direkt auf der Stirn. Er hatte einen heftigen Schlag bekommen und das hatte seine Nerven gelähmt. Er konnte nur noch völlig starr zusammengerollt daliegen. Wenn der Tierarzt versuchte ihn aufzurollen, kratzte er nur verzweifelt mit einer Pfote, um von dem unangenehmen Menschen wegzukommen. Aber da es ihn schon wieder zum Kringel zusammenzog, brachte das nicht besonders viel. Da ich also darauf bestand, dass der Iltis behandelt wurde, gab der Tierarzt ihm eine Spritze. Setzte ihn in einen alten Katzenkorb und schickte uns nach Hause. Wir sollten am nächsten Tag wiederkommen, um den Zustand es Iltis beurteilen zu lassen.

Also ging es wieder 20 km zurück - diesmal ohne angefahrene Tiere auf der Straße - nach Hause. Dort stellten wir eine große Pappkiste in unsere Garage, polsterten die ein bisschen aus und legten den Iltis hinein. Wegen des fiesen Geruchs wollten wir das Vieh dann doch nicht im Hause haben.

Wird fortgesetzt... Provinz

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