Montag, 26. Januar 2009
Das Viechzeug - Dritter und letzter Teil
Erst als ich den Iltis nirgendwo entdecken konnte kam ich auf die Idee einen Blick in die Pappkiste zu werfen. Und dort lag das Viechzeug und schlief. Als meine Liebste und ich ihm seine Medikamente spritzten, gebärdete er sich höchst ungnädig und biss wieder in meinem Ärmel und wollte partout nicht mehr loslassen.

Uns wurde klar, dass der Iltis ein wirkliches Wildtier war, das zeigte sich nicht nur am Gestank sondern auch an der Abneigung, die er uns Menschen entgegenbrachte. Er war mit unserem lieben Kater, der nur mal aus Spaß kratzte und biss, wirklich nicht zu vergleichen.

Und da der Iltis jetzt so einen fitten Eindruck machte, wollten wir ihn endlich auswildern. Mit vereinten Kräften bugsierten wir ihn in die Katzentransportbox und fuhren - natürlich illegal - tief in den Wald neben der Kreisstraße. Hier irgendwo musste ja das Revier des Iltis sein.

Wir stellten die Transportkiste auf eine Lichtung, öffneten sie und entfernten uns einige Meter. Solange wir davor saßen, würde der Iltis sicher nicht heraus kommen. Er hatte sich in die hinterste Ecke des Transportkorbs geflüchtet und guckte misstrauisch, was ihm jetzt wieder bevorstand.

Aber nach einigen Minuten begriff er, dass er nur ein paar Schritte in die Freiheit tun musste. Er schnupperte erst vorsichtig, schlich nach draußen, wieselte ein paar Meter nach rechts, drehte eine kleine Runde um den Korb und verschwand schließlich im Unterholz.

Wir wünschten dem Kleinen, dass er sein Leben in Zukunft ohne Unfälle verbringen möge, und hofften, dass er bei der nächsten Straßenüberquerung besser aufpasste.

Manchmal frage ich mich, wie der Iltis diese Episode erlebt hat. Ob er auf irgendeine Weise überhaupt verstanden hat, dass wir ihm nur geholfen haben. Obwohl der Unfall, dann die erzwungene Nähe zu uns Menschen, die Spritzen, das Eingesperrt sein für ihn sehr bedrohlich gewesen sein muss.

Aber letztendlich blieb uns nichts weiter übrig als den Iltis ohne eine Antwort oder gar ein Dankeschön laufen zu lassen und ihm alles Gute zu wünschen. Den Fortgang und das Ende seiner Geschichte werden wir nie erfahren. Immerhin, auf der Straße haben wir ihn nicht mehr getroffen und auch keinen anderen seiner Artgenossen. Provinz

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