Montag, 26. Januar 2009
Das Viechzeug - Zweiter Teil
Am nächsten Morgen hatte sich am Zustand des Iltis nicht viel geändert. Er lag immer noch zusammengerollt in der Kiste. Wasser und Katzenfutter, das wir ihm in die Kiste gestellt hatten, schien er nicht angerührt zu haben. Also packte ich den Kleinen in der Mittagspause in den Katzenkorb und fuhr wieder zur Tierklinik. Auch jetzt war wieder der gleiche Arzt im Dienst, der in der letzten Nacht die Schicht geschoben hatte.

Und dementsprechend gelaunt begrüßte er mich. Er schaute sich den Iltis näher an und meinte eine kleine Besserung zu bemerken. Er gab ihm wieder ein Spritze in den Nacken und bat, dass ich die nächsten drei Tage täglich morgens und abends wiederkommen sollte. Da ich wirklich keine Zeit hatte, jeden Tag zweimal in die Tierklinik zu fahren, fragte ich den Arzt, ob wir das nicht anders regeln könnten.

Wenn ich es mir zutrauen würde, dem Iltis selbst die Spritze zu verabreichen, könne er mir das Mittel auch mitgeben. Er zögerte sehr mir das vorzuschlagen, anscheinend hoffte er darauf, dass ich doch noch der Endlösung Todesspritze zustimmte. Aber da ich mir prinzipiell alles zutraue und alles, was mir nicht gelingt, garantiert von meiner Liebsten oder meinem Schwiegervater erledigt wird, sah ich keinerlei Schwierig­keiten.

Also wurde ich mit mehreren Einwegspritzen für morgens und abends ausgestattet, nochmals instruiert, auf was ich beim Spritze setzen zu achten habe und nach Hause geschickt. Vermutlich dachte sich der Arzt, viel schlimmer könne es für den armen Iltis sowieso nicht mehr werden. Dennoch rang er sich dazu durch, dass ich ihm Bescheid geben sollte, wie es dem Iltis ergangen war.

Wieder daheim angekommen, beratschlagten meine Liebste und ich, dass der arme Iltis sicherlich Durst und Hunger habe. Selber fressen konnte er nach wie vor nicht. Also zweckentfremdeten wir eine große, leere Einwegspritze, füllten sie mit Wasser und träufelten damit dem Iltis etwas in den Mund. Das funktionierte recht gut, zwar lief ihm etwas Wasser aus dem Maul, aber er schien doch zu schlucken. Das ließ uns Hoffnung schöpfen. Wir füllten also auch etwas Katzenpaste in die Spritze und fütterten den Iltis damit. Danach ließen wir ihm wieder seine Ruhe.

Am nächsten Tag wirkte der kleine Kerl schon sehr viel lebhafter. Die Kringelform hatte er aufgegeben, war aber noch ziemlich schlapp. Trotzdem zogen wir lieber unsere Lederjacken und dicke Lederhandschuhe an, bevor wir das Viech aus der Kiste holten. Während meine Liebste den Widerspenstigen festhielt, verabreichte ich ihm seine Medizin. Anschließend fütterten wir ihn wieder mit der Einwegspritze.

Das dankte er uns indem er sich erst in der Einwegspritze und dann in meinen Ärmel fest biss und heftig mit den Läufen kratzte. Am Abend wiederholten wir die Prozedur, dabei gebärdete sich der Iltis noch wilder. Wir beschlossen, dass er inzwischen sicher wieder selber essen und trinken kann und stellten ihm einen Napf in seiner Kiste bereit.

Am nächsten Morgen kam ich in die Garage und sah die Bescherung: Die dicke Pappkiste war an der Seite auf genagt, der Iltis hatte die ganze Garage durchwühlt und alle Ecken mit dampfenden Kothaufen markiert. Ich schloss sofort das Garagentor und schaute in jede Ecke, wo sich der Iltis denn versteckt hatte.

Aber er war verschwunden.

Der dritte Teil folgt. Provinz

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