Samstag, 25. Oktober 2008
25. Oktober - Ausruhen
"Wie, ich höre immer ausruhen, Pause machen! Was sind denn das für Töne? Willst du denn gar nicht fertig werden?"

Kai schaut Ludmilla herausfordernd an. Er lächelt, aber seinen Augen sieht Ludmilla an, dass er es überhaupt nicht lustig findet. Aber Ludmilla brauch jetzt einfach mal eine Pause.

Seit Wochen arbeiten die beiden an der Ausstellung. Ständig dreht sich alles nur um die Skulpturen, wo was stehen soll, wie das Licht fällt, was auf den Schildchen steht. Ludmilla kann es nicht mehr hören und nicht mehr sehen. Vor allem wird es nicht besser nur immer chaotischer und schlechter.

In solchen Augenblicken, daran erinnert sich Ludmilla genau, hat ihre Großmutter immer gesagt. Da hilft nur Pause machen, Abstand gewinnen, Kopf freiblasen lassen. Und genau das wird Ludmilla jetzt tun. Soll doch Kai im Dreieck springen. Oktober

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24. Oktober - Nacht
Tiefe Schwärze breitet sich aus, dringt durch das Fenster ein, sickert durch der Tür durch. Nur mühsam erhellt die trübe Lampe meinen Schreibtisch. Taucht meine schrumpfende Welt in gelblich fahles Licht. Es ist so still, dass jedes Geräusch einem Crescendo gleichkommt. So wage ich kaum zu atmen, streichele nur sanft die Tasten. Sehne mich nach flüsterleisem Anschlag und ruhigem Fluss meiner Gedanken. Rüde unterbrochen werden sie vom Hämmern meiner Finger. Nacht und Kälte. Tropft herein. Wabert um mich. So fern der Tag mit strahlendem Sonnenschein und vollen Klängen. Oktober

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23. Oktober - Karl zieht aus
Karl wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die letzte Kiste war endlich im Umzugswagen verstaut. Er musste ein wenig drücken um die Türen des Transporters zu schließen.

Irmgard reichte ihm eine Flasche Wasser. Ein Bier wäre ihm lieber gewesen. Aber er musste ja noch fahren.

"Das war's dann".

Irmgard trat von einem Fuß auf den andern. Karl fragte sich, ob ihr nur die Situation unangenehm war oder sie ihn am liebsten schnell loswerden wollte. Warum überhaupt und schon wieder verabschieden. Schließlich hatte er nur noch seinen Krempel abgeholt. Ausgezogen war er vor mehr als sechs Wochen. Rausgeworfen worden traf es wohl eher. Aber er machte Irmgard keinen Vorwurf. Eigentlich hatten sie sowieso nie zusammen gepasst. Dafür waren 16 Jahre eine lange Zeit, die sie miteinander ausgehalten hatten.

"Ja", er räusperte sich, "dann mach's mal gut!"

"Du auch", erwiderte Irmgard mit kratziger Stimme.

Jetzt glitzerten schon wieder Tränen in ihren Augen. Versteh einer die Frauen! Erst die Beziehung Knall auf Fall beenden und danach ewig rumheulen. Karl schraubte die Flasche zu und reichte sie ihr. Dabei ließ er seinen Blick über die Hofeinfahrt flirren. Alles, bloß jetzt nicht Irmgard anschauen. Er streckte ihr die Hand hin und wagte immer noch nicht ihr ins Gesicht zu sehen. Als er dann endlich im Auto saß und losfuhr, drehte er die Anlage bis hinten auf und weinte den ganzen weiten Weg bis zu seiner neuen Wohnung. Oktober

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