Mittwoch, 19. November 2008
19. November - Eine Entscheidung treffen
Heute traf ich beim Bummeln in der Innenstadt eine Entscheidung. Die war wirklich sehr schick, hatte eine richtig tolle Frisur, modische Kleidung und erschien sehr vertrauenserweckend. Ich lud die Entscheidung auf einen Kaffee und Bagel ein. Die ließ sich nicht zwei Mal bitten. Das muss ich leider sagen. Mit der guten Kinderstube war es bei ihr also nicht so weit her.

Schließlich haben wir doch alle das gekonnte Sich-Zieren in jahrelanger, mühevoller Kleinarbeit eingeübt. Bei der schicken Entscheidung davon keine Spur. Die bestellte gleich den größten und teuersten Kaffee und noch ein Mineralwasser dazu, außerdem den exklusivsten Bagel, der sich auftreiben ließ. Klar, ich hatte ja versprochen zu zahlen. Nicht, dass ich besonders geizig wäre. Aber die Kinderstube eben, die Manieren. Mir wurde da doch etwas mehr Zurückhaltung beigebracht.

Na gut, Schwamm drüber. Aber das war dann so der erste Anlass, warum es mir so ein klein wenig unbehaglich wurde mit dieser Entscheidung. Hätte mir nicht eine andere über den Weg laufen können? Vielleicht nicht so up-to-date, mehr so gediegen, wohlmöglich schon ein klein wenig angestaubt, dafür aber solide und bescheiden.

Ach, es ging nämlich gerade so weiter mit der tollen Entscheidung. Zuerst phantasierte sie mir das Rot und Grün von den Weihnachtsdekorationen herunter, dann log sie dreist, dass sich die Stuhlbeine bogen. Es wurde insgesamt recht ungemütlich in dem kleinen Coffeeshop, mit grauer, trister Weihnachtsdeko und Säbelbeinen am Stuhl, die jeden Augenblick unter mir zusammenbrechen drohten. Beinahe wäre die Entscheidung noch mit zum Essen zu mir nach Hause gekommen, aber das konnte ich gerade noch abwenden, indem ich eine wichtige Verabredung vorschützte.

Also wirklich, habt Ihr eigentlich auch solche Probleme mit Entscheidungen? November

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18. November - Oberste Regel für Pfadfinder
Jeden Tag ein guter Gedanke. Ein Gedanke, der nicht auf den alten Pfaden bequem dahinschreitet, sondern der sich frei in die Lüfte erhebt, sich mutig durchs Dickicht schlägt, waghalsig die Steilwand erklimmt oder unerschrocken die Tiefe des Meeres erkundet.

Jeden Tag nur ein solcher Gedanke. Das würde vielleicht schon ausreichen, um die Welt zu verändern. Zumindest meine Welt, meine Wirklichkeit. Möglicherweise wirkt das nach und nach auf alle mit mir verbundenen Seelen. Wer weiß das schon so genau.

Vielleicht kann einer dieser Gedanken wie der Flügelschlag eines Schmetterlings sein, der auf der anderen Seite der Erde einen Orkan auslöst. Nur dass ich lieber Gedanken hätte, die Millionen von Schmetterlingen mit den Flügeln schlagen lassen, die Millionen von Menschen in Freudentränen ausbrechen lassen, die Millionen von Blumen erblühen lassen.

Trotzdem - jeder Gedanke muss gedacht werden dürfen. Auch die, die Stürme und Feuer und Elend bewirken. Genausowenig wie der unschuldig seine Flügel gebrauchende Schmetterling Schuld auf sich lädt, weil er fliegt, kann ich Schuld auf mich laden, weil ich denke. Schließlich tun wir beide, der Schmetterling und ich, nur das, wozu wir hier sind.

Ja, ich denke. Ja, ich schlage den Flügel. Flapp. November

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