Dienstag, 4. November 2008
4. November - Ein alter Hut
Kennt ihr das Gefühl, gerade irgendeine tolle Entdeckung gemacht zu haben und einen Augenblick später stellt ihr fest, dass genau diese Entdeckung bereits ein Dutzend anderer Menschen vor euch gemacht haben?

Warum also kommen so häufig alte Hüte dabei heraus, wenn wir auf Entdeckungsreise gehen? Das möchte ich doch gerne mal wissen. Habt ihr eine Idee dazu? Nun ja, ich schon. Es liegt an den ausgetretenen Trampelpfaden unserer Vorstellungen und Denkweisen. Nur leider auch diese Erkenntnis ein alter Hut.

Ich habe noch ein paar auf Lager, wartet mal ab. Ihr habt doch bestimmt schon einmal vom Dualismus gehört, den zwei Seiten einer Medaille. Das meint zwei Begriffe, die so untrennbar miteinander verschweißt sind wie Kopf und Adler, Arsch und Eimer oder eben Liebe und Hass, Mut und Angst usw.

Im Grunde sind diese so gegensätzlich erscheinenden Begriffe nichts weiter als die zwei Seiten eines Objekts. Das wusste bereits die ollen Griechen, die ganz ollen, die ja bekanntlich alle sehr einfallsreich und gebildet waren. Deshalb gab es auch schon vor mehr als 3000 Jahren (oder so) in der griechischen Sprache neben Einzahl und Mehrzahl die Zweizahl. Also: ich, beide (sich einander bedingende Seiten einer Medaille), wir. Ja, im Deutschen schwer auszudrücken und auch zu verstehen.

Wo ich jetzt viele Worte machen muss, da machte der Grieche eben nur eines und jeder verstand sofort, was er damit meinte. Nun ja, dieser ganze Kram mit dem Dualismus wurde mir bereits in der Schule beigebracht. In irgendwelchen Büchern über Bhuddismus las ich auch davon, dass dieser zu überwinden sei. Also der Dualismus begleitet mich mein ganzes bisherhiges Leben.

Und plötzlich komme ich darauf, dass es ja auch Gegensatzpaare gibt, die eben nicht dem normalen dualen Verständnis entsprechen. Zum Beispiel ist für mich Vertrauen das Gegenteil von Angst. Oder Gleichgültigkeit das Gegenteil von Liebe. Ach Mensch, das kommt mir so toll vor, endlich mal ein richtig neuer Gedanke aus eigener Erfahrung gewonnen, destilliert und abgefüllt. Aber wahrscheinlich doch wieder nur ein alter Hut. Macht aber nichts, für mich ist er nagelneu. November

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3. November - Wahrheit
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass alles Unglück mit den Wörtern anfängt. Im Grunde mit den Abkürzungen dazwischen, den vorgefertigten Gedanken aus der Fabrik. Mit den Fast-Food-Denkweisen aus dem Kühlregal, kurz angewärmt und dann leicht und schnell inklusive aller Farb- und künstlichen Aromastoffe einverleibt.

So hörst du in jungen Jahren den Menschen zu, die du liebst und glaubst ihren Worten. Können sie fehlgehen? Nein! Denn sie sind ja deine Götter. Je älter du wirst umso häufiger werden deren Glaubenssysteme, Philosophien und Weisheiten widerlegt. Nicht alle, aber doch empfindlich viele. Widerlegt durch etwas, das sich Erfahrung nennt. Wem glaubst du nun? Den Weisheiten deiner Götter oder deinen selbst erlebten Gefühlen? Deinem Kopf oder deinem Bauch? Voller Unsicherheit wendest du dich ab udn suchst neue Götter. Götter mit ähnlichen Erfahrungen wie du. So steigst du aus dem tiefen Sumpf der Einsamkeit, in den dich der Zweifel geworfen hat. Der Streit zwischen Theorie und Praxis ist beigelegt.

Voller Freude lachst du denen zu, die dein Erleben teilen. Ist es deshalb Wahrheit? Nein, nur deine Wirklichkeit und die Erkenntnis, wie wohltuend es sich anfühlt verstanden zu sein. November

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