Dienstag, 27. Mai 2008
26. Februar - Was fühlt ein Grashalm
365und1tag, 17:08h
Was fühlt ein Grashalm, während er wächst? Kinderfragen, mit großen Augen und ernstem Blick hervorgebracht. Was kann ich antworten außer Lügen. Ich kenne keine Untersuchung über die Gefühlswelt von Grashalmen. Von Pflanzen anderer Art vielleicht, da habe ich mal etwas gelesen. Aber Grashalme? Das sind die Halme, die auf der Streublumenwiese wachsen, fast unverwüstlich. Nur die Schafe besiegen die Grashalme fast. Aber nur fast, die wachsen dann ja wieder auch wenn sie bis zu den Wurzeln abgenagt und umgetrampelt wurden. Vielleicht fühlen sich die Grashalme befreit, wenn sie oben abgenagt werden. Umso leichter schieben sich dann die neuen Halme gegen Himmel. Aber vielleicht tut es ihnen auch weh und sie wachsen dann voller Wehmut und Trauer im Gedenken an ihre Vorwachser. Grashalme fühlen sich vielleicht einfach wohl, während sie wachsen. Dazu sind sie schließlich da: Zum Wachsen und Gedeihen. Vielleicht erfreuen sie sich an den Sonnenstrahlen, die ihnen Energie verheißen, und an den Tautropfen, die ihnen Feuchtigkeit spenden. Aber vielleicht haben Grashalme auch Wachstumsschmerzen oder sie langweilen sich fürchterlich. Schließlich ist das jeden Tag das gleiche. Merkt so ein Grashalm überhaupt, dass Zeit vergeht? Und was bedeutet das dann für einen Grashalm?
Als Kind willst Du noch in die Haut eines jeden Lebewesens schlüpfen, sie von innen betasten und beriechen, merken wie es sich anfühlt irgendetwas zu sein. Später dann kommst Du kaum aus Deiner Pelle und vermagst kaum zu verstehen, was Deinen Nachbarn dazu bewegen könnte, zu tun, was er tut, zu sein, was er ist. Und dann diese großen Augen und die ernsten Fragen. Reißen eine kleine Lücke in Dein fest gefügtes Weltbild. Ja, da war doch noch so viel, was zum Staunen Anlass gibt. Februar
Als Kind willst Du noch in die Haut eines jeden Lebewesens schlüpfen, sie von innen betasten und beriechen, merken wie es sich anfühlt irgendetwas zu sein. Später dann kommst Du kaum aus Deiner Pelle und vermagst kaum zu verstehen, was Deinen Nachbarn dazu bewegen könnte, zu tun, was er tut, zu sein, was er ist. Und dann diese großen Augen und die ernsten Fragen. Reißen eine kleine Lücke in Dein fest gefügtes Weltbild. Ja, da war doch noch so viel, was zum Staunen Anlass gibt. Februar
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29. Februar - Dieser Moment
365und1tag, 16:44h
Manchmal am Abend, wenn es ganz still ist, dann kommt dieser Moment, wo Du Deinen eigenen Herzschlag hören kannst. Du spürst Dein Blut in den Adern rauschen. Du spürst die Spannung auf Deiner Haut. Du spürst den Atem, der in Dich hineinfällt und aus Dir herausströmt. In diesem Moment der absoluten Stille fühlst Du plötzlich bis in die letzte Zelle Deines Körpers, wer Du bist. Wie schön, dass es Dich gibt! Februar
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28. Februar - Der Baum
365und1tag, 16:43h
Es war einmal ein großer Baum, der stand ganz allein auf einem Hügel. Um ihn herum gab es nur Wiese und Felsen. Der Baum war groß gewachsen. Er hatte den Stürmen getrotzt. Seine Wurzeln hatte er tief in die Flanken des Hügels eingegraben. Er hatte sie um die Felsen geschlungen und so Anker geworfen wie ein mächtiges Schiff im Ozean. Zwei Mal hatte der Blitz in ihn eingeschlagen. Das hatte seine Krone gespalten, aber er war dennoch weiter gewachsen. Und nur wenn man genau schaute sah man die Narben seines Alters und seines langen Lebens. Und so stand der Baum dort auf dem Hügel mächtig und auch ein bisschen einsam. Er konnte nur allein im Wind rauschen und dem Tröpfeln des Regens auf seinen Blättern lauschen. Kein anderer Baum lehnte sich an ihn oder wetteiferte mit ihm um den besten Platz an der Sonne. Nur manchmal flüsterten die Gräser dem alten Baum etwas zu. Februar
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27. Februar - Barbaras Fest
365und1tag, 16:41h
Barbara wartete und wartete, aber keiner war ihrer Einladung gefolgt. Sie saß am Tisch, der große Bowlekrug gefüllt mit guter Pfirsichbowle, die Becher standen bereit, ein Käseigel, kleine leckere Häppchen, Cocktailwürstchen, sogar Luftschlangen und Tischfeuerwerk hatte Barbara besorgt. Aber die Kollegen und Nachbarn kamen einfach nicht. Einige hatten sich gleich entschuldigt. Gut, mit deren Kommen hatte Barbara nun wirklich nicht gerechnet. Aber die anderen, der Meier aus der Buchhaltung, Petra aus dem Versand und die Frau Sugorski von unten, die hatten doch gesagt, dass sie kommen.
Barbara hörte ein Auto vorfahren und sprang zum Fenster. Ein grüner Opel, sie kannte den Wagen nicht. Sie schob die Brille zurecht um besser sehen zu können. Dann sah sie die Sugorski aus dem Haus kommen. Hohe Stiefel, kurzes Röckchen, durchsichtige Bluse, rotmetallic-schillernde Langhaarperücke. Die wollte augenscheinlich zu einer Party. In der einen Hand trug sie eine Flasche Sekt, in der anderen ein kleines quietschrotes, glänzendes Handtäschchen. Fröhlich hüpfte sie die paar Stufen vor dem Hauseingang hinab, öffnete die Beifahrertür und sprang ins Auto. Barbara konnte ja nichts Genaues sehen, aber vermutlich knutschte die Sugorski den Fahrer erstmal ab. Es dauerte verdächtig lang bis der Wagen endlich losfuhr. Tja, dachte Barbara, die Sugorski würde wohl nicht mehr kommen. Und der Meier aus der Buchhaltung hatte sicher auch was Besseres vor. Aber dass Petra sie auch so im Stich ließ, das verletzte Barbara dann doch.
Inzwischen war es schon fast halb Zehn. Es würde wohl nicht schaden ein Schälchen Bowle zu kosten. Sie schöpfte sich eine Kelle voll in den Becher. Dann ging sie ins Schlafzimmer und holte ihre große Harlekinfigur und den Teddybär. Die beiden setzte sie an den Tisch, bot ihnen Bowle an und Käsehäppchen. Natürlich schmeckten sie ihnen auch. Das Tischfeuerwerk war ein bisschen langweilig, es flogen nur buntes Konfetti und ein paar Plastikfiguren heraus. Später dann nach dem dritten Glas Bowle kam richtig Stimmung auf und Barbara legte mit dem Harlekin eine flotte Sohle aufs Parkett. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich lange nicht so gut amüsiert. „Ach, lieber Teddy“, sagte Barbara „so einen schönen Abend sollten wir uns wirklich öfter machen.“ Februar
Barbara hörte ein Auto vorfahren und sprang zum Fenster. Ein grüner Opel, sie kannte den Wagen nicht. Sie schob die Brille zurecht um besser sehen zu können. Dann sah sie die Sugorski aus dem Haus kommen. Hohe Stiefel, kurzes Röckchen, durchsichtige Bluse, rotmetallic-schillernde Langhaarperücke. Die wollte augenscheinlich zu einer Party. In der einen Hand trug sie eine Flasche Sekt, in der anderen ein kleines quietschrotes, glänzendes Handtäschchen. Fröhlich hüpfte sie die paar Stufen vor dem Hauseingang hinab, öffnete die Beifahrertür und sprang ins Auto. Barbara konnte ja nichts Genaues sehen, aber vermutlich knutschte die Sugorski den Fahrer erstmal ab. Es dauerte verdächtig lang bis der Wagen endlich losfuhr. Tja, dachte Barbara, die Sugorski würde wohl nicht mehr kommen. Und der Meier aus der Buchhaltung hatte sicher auch was Besseres vor. Aber dass Petra sie auch so im Stich ließ, das verletzte Barbara dann doch.
Inzwischen war es schon fast halb Zehn. Es würde wohl nicht schaden ein Schälchen Bowle zu kosten. Sie schöpfte sich eine Kelle voll in den Becher. Dann ging sie ins Schlafzimmer und holte ihre große Harlekinfigur und den Teddybär. Die beiden setzte sie an den Tisch, bot ihnen Bowle an und Käsehäppchen. Natürlich schmeckten sie ihnen auch. Das Tischfeuerwerk war ein bisschen langweilig, es flogen nur buntes Konfetti und ein paar Plastikfiguren heraus. Später dann nach dem dritten Glas Bowle kam richtig Stimmung auf und Barbara legte mit dem Harlekin eine flotte Sohle aufs Parkett. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich lange nicht so gut amüsiert. „Ach, lieber Teddy“, sagte Barbara „so einen schönen Abend sollten wir uns wirklich öfter machen.“ Februar
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25. Februar - Aufbruch ins Paradies
365und1tag, 16:39h
Eines Morgens packte Irina ihren Rucksack. Sie hatte es sich genau überlegt. Auch wenn es nicht leichten Herzens geschah, so ließ sie doch alles hinter sich: Ihren Lebensgefährten, der weder ihr Talent schätzte noch mit ihr eine Familie gründen wollte. Ihren Job, der toll war mit netten Kollegen und einem freundlichen Chef. Sogar die Bezahlung war in Ordnung. Sie hatte keinen Grund sich zu beschweren. Dennoch führte sie dieser Job kein Stück näher an ihr Ziel. Er ernährte sie, er half ihr die Miete zu zahlen. Jeder normale Mensch wäre glücklich darüber. Aber Irina war eben nicht normal. Also hatte sie gekündigt, hatte ihre Nachfolgerin eingearbeitet. Bei ihrem Lebensgefährten hatte sie das nicht gemacht, aber sie hätte es wohl tun sollen. Er schien jemanden zu brauchen, der ihn bemutterte.
Aber auch darauf konnte Irina in Zukunft verzichten. Sie wollte nicht behaupten, dass ihr dies in der Vergangenheit missfallen hatte. Schließlich war sie sich dadurch wichtig vorgekommen, hatte einen Platz im Leben. Nur hatte der nichts damit zu tun, was sie im Leben wirklich wollte. Es war zwar völlig unsicher, ob sie das jemals erreichen würde, was sie wirklich wollte. Vielleicht war aus dem Paradies ein steiniger Garten mit abgestorbenen Bäumen geworden. Sie wusste es nicht, vielleicht scheiterte sie und es ging ihr viel schlechter als es ihr jetzt ging. Die Möglichkeit bestand.
Das war es, was sie solange hatte zögern lassen. Die Angst davor, dass der Garten Eden gar keiner war. In ihren Träumen, ja, da war er es immer geblieben. Die Realität hatte die unangenehme Eigenschaft den Träumen nicht immer zu ähneln. Die Wirklichkeit nahm ihre eigenen Wendungen und natürlich war auch das größte Glück nicht festzuhalten, selbst wenn sie ihre Ziele erreichen würde, wenn sie sich ihr eigenes Paradies schüfe, so wäre es am Ende doch auch nicht genug. Wie alles eitel war in der Welt. Vielleicht wäre es einfacher diese Erkenntnis auch so zu akzeptieren. Aber sie konnte nicht loslassen. Sie musste es erleben. Sie musste es versuchen. Sie musste wissen, wie es sein würde, sich das Paradies zu erobern. Sie musste wissen, ob es wirklich der Garten Eden der Glückseligkeit war oder vielleicht nur ein vernachlässigtes, vertrocknetes Stückchen Erde. Vielleicht konnte sie es zum Blühen bringen. Wer wusste das schon. Es war ein großes Risiko ihr immerhin doch sicheres und sogar gemütliches Leben zu verlassen.
Niemand quälte sie außer ihrer Sehnsucht. Februar
Aber auch darauf konnte Irina in Zukunft verzichten. Sie wollte nicht behaupten, dass ihr dies in der Vergangenheit missfallen hatte. Schließlich war sie sich dadurch wichtig vorgekommen, hatte einen Platz im Leben. Nur hatte der nichts damit zu tun, was sie im Leben wirklich wollte. Es war zwar völlig unsicher, ob sie das jemals erreichen würde, was sie wirklich wollte. Vielleicht war aus dem Paradies ein steiniger Garten mit abgestorbenen Bäumen geworden. Sie wusste es nicht, vielleicht scheiterte sie und es ging ihr viel schlechter als es ihr jetzt ging. Die Möglichkeit bestand.
Das war es, was sie solange hatte zögern lassen. Die Angst davor, dass der Garten Eden gar keiner war. In ihren Träumen, ja, da war er es immer geblieben. Die Realität hatte die unangenehme Eigenschaft den Träumen nicht immer zu ähneln. Die Wirklichkeit nahm ihre eigenen Wendungen und natürlich war auch das größte Glück nicht festzuhalten, selbst wenn sie ihre Ziele erreichen würde, wenn sie sich ihr eigenes Paradies schüfe, so wäre es am Ende doch auch nicht genug. Wie alles eitel war in der Welt. Vielleicht wäre es einfacher diese Erkenntnis auch so zu akzeptieren. Aber sie konnte nicht loslassen. Sie musste es erleben. Sie musste es versuchen. Sie musste wissen, wie es sein würde, sich das Paradies zu erobern. Sie musste wissen, ob es wirklich der Garten Eden der Glückseligkeit war oder vielleicht nur ein vernachlässigtes, vertrocknetes Stückchen Erde. Vielleicht konnte sie es zum Blühen bringen. Wer wusste das schon. Es war ein großes Risiko ihr immerhin doch sicheres und sogar gemütliches Leben zu verlassen.
Niemand quälte sie außer ihrer Sehnsucht. Februar
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24. Februar - Komm nach Hause Speedy
365und1tag, 16:34h
Marie war traurig. Seit zwei Tagen war ihr Kater Speedy verschwunden. Sie schniefte schon beim Frühstück und auch das Verteilen der Kopien mit Kater Speedys Foto und dem Hinweis auf eine Belohnung half nur kurzfristig, denn jede Minute wurde zur Ewigkeit beim Warten auf eine Reaktion.
Marie wollte auf keinen Fall in den Kindergarten. Was war, wenn jemand anriefe. Und Mama konnte doch jetzt nicht einfach zur Arbeit gehen, wo jeden Moment einer Speedy gefunden haben könnte. Also rief Mama ihren Chef an und sagte, dass Marie leider krank sei und sie nicht kommen könne. Das war zwar geschwindelt, aber nur ein bisschen. Schließlich war Marie ja wirklich ganz krank vor lauter Sorge und das zählte doch bestimmt genauso wie eine Erkältung mit Fieber und Husten und Schnupfen.
Dann lauerte Marie vor dem Telefon, den ganzen Vormittag über klingelte es kein einziges Mal. „Vielleicht sollten wir doch nochmal suchen gehen“, schlug Mama schließlich vor. „Aber das Telefon, wenn einer anruft“, protestierte Marie. „Ach was, der spricht auf den Anrufbeantworter. Es ist doch nicht zum Aushalten, diese Warterei!“ Also zog Marie ihre Stiefel an und die warme Jacke. Es war nämlich wieder kalt geworden. Und dann ging sie mit Mama runter.
Zuerst schauten sie im Garten unter alle Büsche, im Gartenhäuschen, bei den Mülltonnen und auch beim Komposthaufen. Aber nirgendwo war Speedy zu entdecken. Mama guckte noch einmal in der Garage, dort war Speedy schon mal eingesperrt. Aber nein, dort stand nur ganz still das Auto. Kein Speedy weit und breit. Mama hatte die Katzenpfeife mitgenommen. Eine laute Metallpfeife mit einem durchdringenden Ton. Normalerweise kam Speedy immer sofort, wenn er die hörte. Auch dann wenn alles Rufen vorher nichts genützt hatte. Und Mama pfiff ein paar Mal. Aber es kam kein Speedy. Marie und Mama gingen also auf die Straße und suchten dort. Oft fing Speedy auf dem Feld Mäuse oder versteckte sich im Schwarzdornbusch drüben am Feldrand. Also gingen die beiden zuerst in diese Richtung. Marie kroch sogar durch den ganzen großen Busch, aber auch hier kein Speedy.
Also dann die Straße entlang in Richtung Dorf. Mama bekam schon Angst, dass Speedy irgendwo am Straßenrand liegen könnte. Aber sie fanden gar nichts am Straßenrand, keinen Speedy noch nicht einmal ein paar alte Dosen. Also gingen sie wieder nach Hause. Marie kontrollierte sofort den Anrufbeantworter. „Sie haben keine neue Nachricht“, schepperte die Automatenstimme nur. Marie stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Menno, ich will jetzt Speedy wiederhaben“. Mama guckte nur unglücklich. Dann nahm sie den Wäschekorb, der immer noch im Flur stand. Sie hatte schon gestern waschen wollen. Aber die ganze Aufregung mit dem verschwundenen Speedy hatte sie davon abgehalten. „Kommst Du mit?“ Marie schielte zum Telefon, aber dann folgte sie doch ihrer Mutter in die Waschküche.
Als sie die Tür aufmachten, lag Speedy zusammengerollt auf der Waschmaschine und schlief. Marie rannte sofort zu ihm und presste Speedy so fest an sich, dass der ganz wild strampeln musste um frei zu kommen. Dann lief er mit hoch erhobenem Schwanz aus der Tür und drehte sich noch einmal um, als wolle er sagen: „Was ist denn nun?“ Februar
Marie wollte auf keinen Fall in den Kindergarten. Was war, wenn jemand anriefe. Und Mama konnte doch jetzt nicht einfach zur Arbeit gehen, wo jeden Moment einer Speedy gefunden haben könnte. Also rief Mama ihren Chef an und sagte, dass Marie leider krank sei und sie nicht kommen könne. Das war zwar geschwindelt, aber nur ein bisschen. Schließlich war Marie ja wirklich ganz krank vor lauter Sorge und das zählte doch bestimmt genauso wie eine Erkältung mit Fieber und Husten und Schnupfen.
Dann lauerte Marie vor dem Telefon, den ganzen Vormittag über klingelte es kein einziges Mal. „Vielleicht sollten wir doch nochmal suchen gehen“, schlug Mama schließlich vor. „Aber das Telefon, wenn einer anruft“, protestierte Marie. „Ach was, der spricht auf den Anrufbeantworter. Es ist doch nicht zum Aushalten, diese Warterei!“ Also zog Marie ihre Stiefel an und die warme Jacke. Es war nämlich wieder kalt geworden. Und dann ging sie mit Mama runter.
Zuerst schauten sie im Garten unter alle Büsche, im Gartenhäuschen, bei den Mülltonnen und auch beim Komposthaufen. Aber nirgendwo war Speedy zu entdecken. Mama guckte noch einmal in der Garage, dort war Speedy schon mal eingesperrt. Aber nein, dort stand nur ganz still das Auto. Kein Speedy weit und breit. Mama hatte die Katzenpfeife mitgenommen. Eine laute Metallpfeife mit einem durchdringenden Ton. Normalerweise kam Speedy immer sofort, wenn er die hörte. Auch dann wenn alles Rufen vorher nichts genützt hatte. Und Mama pfiff ein paar Mal. Aber es kam kein Speedy. Marie und Mama gingen also auf die Straße und suchten dort. Oft fing Speedy auf dem Feld Mäuse oder versteckte sich im Schwarzdornbusch drüben am Feldrand. Also gingen die beiden zuerst in diese Richtung. Marie kroch sogar durch den ganzen großen Busch, aber auch hier kein Speedy.
Also dann die Straße entlang in Richtung Dorf. Mama bekam schon Angst, dass Speedy irgendwo am Straßenrand liegen könnte. Aber sie fanden gar nichts am Straßenrand, keinen Speedy noch nicht einmal ein paar alte Dosen. Also gingen sie wieder nach Hause. Marie kontrollierte sofort den Anrufbeantworter. „Sie haben keine neue Nachricht“, schepperte die Automatenstimme nur. Marie stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Menno, ich will jetzt Speedy wiederhaben“. Mama guckte nur unglücklich. Dann nahm sie den Wäschekorb, der immer noch im Flur stand. Sie hatte schon gestern waschen wollen. Aber die ganze Aufregung mit dem verschwundenen Speedy hatte sie davon abgehalten. „Kommst Du mit?“ Marie schielte zum Telefon, aber dann folgte sie doch ihrer Mutter in die Waschküche.
Als sie die Tür aufmachten, lag Speedy zusammengerollt auf der Waschmaschine und schlief. Marie rannte sofort zu ihm und presste Speedy so fest an sich, dass der ganz wild strampeln musste um frei zu kommen. Dann lief er mit hoch erhobenem Schwanz aus der Tür und drehte sich noch einmal um, als wolle er sagen: „Was ist denn nun?“ Februar
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23. Februar - Die Entscheidung
365und1tag, 16:33h
Gestern Morgen stand Katharina vor der Tür zu ihrem Büro. Sie hatte die Hand schon zu Klinke ausgestreckt und hielt plötzlich inne. Sie konnte dort nicht hineingehen. Alles in ihr sagte ihr, dass dies der falsche Weg war. Sie ließ die Hand sinken.
Ganz von tief unten, da kroch die Angst in ihr hoch. Trotzdem verharrte sie noch vor dieser Tür. Das Furnier sah nach Buche aus, aber sie konnte nicht erkennen ob es Echtholz war oder nur Laminat.
So war das auch in ihrem Leben, sie hatte große Schwierigkeiten damit zu unterscheiden, was echt und wahr und wahrhaftig war und was nebensächlich und falsch, nur ein Imitat. Katharina sehnte sich so sehr danach, einfach frei zu sein von dem täglichen Trott, von dem Zwang seine Existenz sichern zu müssen. Frei davon immer gutmütig und verständnisvoll und nervenstark zu sein, frei davon die Ruhe selbst zu sein, wenn der Sturm um sie herum tobte.
Aber sofort kam der Zweifel, vielleicht fühlte sich Freiheit nicht wirklich gemütlich an und war nicht kuschelig weich wie ein Pulli aus Fleece sondern rau und kratzig wie Schafswolle. Vielleicht hatte Freiheit sogar einen Preis, den Katharina gar nicht zahlen wollte. Sie fühlte sich noch nicht bereit, vielleicht würde sie es niemals sein. Also drückte sie die Klinke hinab, öffnete die Tür und wünschte ihren Kollegen einen guten Morgen. Februar
Ganz von tief unten, da kroch die Angst in ihr hoch. Trotzdem verharrte sie noch vor dieser Tür. Das Furnier sah nach Buche aus, aber sie konnte nicht erkennen ob es Echtholz war oder nur Laminat.
So war das auch in ihrem Leben, sie hatte große Schwierigkeiten damit zu unterscheiden, was echt und wahr und wahrhaftig war und was nebensächlich und falsch, nur ein Imitat. Katharina sehnte sich so sehr danach, einfach frei zu sein von dem täglichen Trott, von dem Zwang seine Existenz sichern zu müssen. Frei davon immer gutmütig und verständnisvoll und nervenstark zu sein, frei davon die Ruhe selbst zu sein, wenn der Sturm um sie herum tobte.
Aber sofort kam der Zweifel, vielleicht fühlte sich Freiheit nicht wirklich gemütlich an und war nicht kuschelig weich wie ein Pulli aus Fleece sondern rau und kratzig wie Schafswolle. Vielleicht hatte Freiheit sogar einen Preis, den Katharina gar nicht zahlen wollte. Sie fühlte sich noch nicht bereit, vielleicht würde sie es niemals sein. Also drückte sie die Klinke hinab, öffnete die Tür und wünschte ihren Kollegen einen guten Morgen. Februar
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22. Februar - Valentinstag
365und1tag, 16:32h
Peter stand mit einem dicken Blumenstrauß vor Gabis Tür und klingelte Sturm. Er war fürchterlich stolz, dass er in diesem Jahr den Valentinstag nicht vergessen hatte. Von drinnen näherten sich schleppende Schritte.
Gabi öffnete die Tür mit einem lauten Nießer und presste sich das Taschentuch an die Nase. „Ach, Du bist es“, sagte sie, machte sofort kehrt und schlurfte in die Küche. Peter folgte ihr. Auf dem Tisch lagen lauter Backutensilien verstreut. Gabi stach Sterne aus blauer und roter Knete, die sie wie Plätzchenteig ausgerollt hatte. Sie hatte immer noch nichts zu dem Blumenstrauß gesagt, den Peter demonstrativ im Arm hielt.
„Sieht aber nicht sehr sinnvoll aus, was Du da machst“, sagte er schließlich. Gabi reagierte nicht. „Ich hab’ Dir Blumen mitgebracht“, schob Peter nach und wedelte mit dem Strauß in Gabis Richtung. „Mensch, Peter, was soll das denn jetzt? Wir sind doch schon seit acht Jahren nicht mehr verheiratet! Ich dachte Du wolltest Milly abholen?“
Peters Gesicht wurde plötzlich feuerrot, auf seinen Wangen zeichneten sich bizarre Formen ab, die aussahen wie die Mittelmeerküste. „Ich dachte halt, Du freust Dich.“ „Schon gut“, sagte Gabi großmütig, „leg’ den Strauß da hin, ich stelle ihn nachher ins Wasser.“ Milly kam aus ihrem Zimmer, den Rucksack fürs Wochenende beim Vater schon geschultert. „Hast Du auch an den Hustensaft gedacht, Schatz?“ Februar
Gabi öffnete die Tür mit einem lauten Nießer und presste sich das Taschentuch an die Nase. „Ach, Du bist es“, sagte sie, machte sofort kehrt und schlurfte in die Küche. Peter folgte ihr. Auf dem Tisch lagen lauter Backutensilien verstreut. Gabi stach Sterne aus blauer und roter Knete, die sie wie Plätzchenteig ausgerollt hatte. Sie hatte immer noch nichts zu dem Blumenstrauß gesagt, den Peter demonstrativ im Arm hielt.
„Sieht aber nicht sehr sinnvoll aus, was Du da machst“, sagte er schließlich. Gabi reagierte nicht. „Ich hab’ Dir Blumen mitgebracht“, schob Peter nach und wedelte mit dem Strauß in Gabis Richtung. „Mensch, Peter, was soll das denn jetzt? Wir sind doch schon seit acht Jahren nicht mehr verheiratet! Ich dachte Du wolltest Milly abholen?“
Peters Gesicht wurde plötzlich feuerrot, auf seinen Wangen zeichneten sich bizarre Formen ab, die aussahen wie die Mittelmeerküste. „Ich dachte halt, Du freust Dich.“ „Schon gut“, sagte Gabi großmütig, „leg’ den Strauß da hin, ich stelle ihn nachher ins Wasser.“ Milly kam aus ihrem Zimmer, den Rucksack fürs Wochenende beim Vater schon geschultert. „Hast Du auch an den Hustensaft gedacht, Schatz?“ Februar
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21. Februar - Mondgeflüster
365und1tag, 16:31h
Am frühen Morgen stapfte Mike Hammersfield, Inspektor bei Scotland Yard, missmutig durch das Schneegestöber. Natürlich musste er wieder raus, während die lieben Kolleginnen sich noch im Bett wälzten. Manche nannten ihn Frauenhasser, aber er konnte die blöden Weiber schlicht nicht leiden.
Immer wieder trafen sich die Kolleginnen beim Tee zum Mondgeflüster. So nannte Mike das jedenfalls, wenn die Frauen wieder über Leben und Tod, Kinderkrankheiten und ihre Gesamtbefindlichkeit quatschten. Weiber eben, er bekam da Magenschmerzen bei soviel Geseiere. Er sehnte sich dann nach einem echten Männergespräch bei einem Scotch oder wenigstens einem Guiness im Pub. Aber er hatte nicht das Gefühl, dass sich seine Sehnsucht bald erfüllen würde. Februar
Immer wieder trafen sich die Kolleginnen beim Tee zum Mondgeflüster. So nannte Mike das jedenfalls, wenn die Frauen wieder über Leben und Tod, Kinderkrankheiten und ihre Gesamtbefindlichkeit quatschten. Weiber eben, er bekam da Magenschmerzen bei soviel Geseiere. Er sehnte sich dann nach einem echten Männergespräch bei einem Scotch oder wenigstens einem Guiness im Pub. Aber er hatte nicht das Gefühl, dass sich seine Sehnsucht bald erfüllen würde. Februar
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20. Februar - Die Verhandlung - Teil 2
365und1tag, 16:29h
Natürlich war Satan ein dämlicher Lackaffe und gehörte überdies zu GOTTES Personal. Zeus versprach sich also nicht besonders viel von seiner Verteidigung. Obwohl Satan ihm versichert hatte, er wäre ganz scharf darauf, GOTT von Zeus’ Unschuld zu überzeugen.
Trotzdem hätte Zeus lieber Hades als seinen Verteidiger berufen. Aber der saß selbst gerade in Untersuchungshaft. Er soll angeblich seine Frau als junges Mädchen entführt und dann in seinem unterirdischen Bunker gefangen gehalten haben. Das war natürlich Unsinn. Völlig lachhaft. Schließlich war Persephone Zeus’ Tochter und er würde doch niemals eine solche Behandlung seines Kindes zulassen.
In Wirklichkeit war Demeter stinkig, dass Persephone sich an so einen Unterweltrocker weggeworfen hatte, anstatt sich einen anständigen Gott als Lebenspartner zu wählen. Deswegen hatte sie diese dumme Geschichte in die Welt gesetzt. Persephone hatte zwar für Hades ausgesagt, aber ein Gutachter hatte behauptet, sie litte an so einem albernen Syndrom. Zeus erinnerte sich nicht mehr genau. Das hieß nach irgendeiner nordischen Stadt. Helsinki oder so.
Die Schergen GOTTES jedenfalls, diese Engel, waren natürlich voll auf diese ganzen Märchen und Mythen abgefahren. Dabei wusste Zeus gar nicht, warum GOTT sich überhaupt solch eine Mühe machte. Schließlich war der Olymp inzwischen nur noch ein Gebirge in Griechenland und Zeus und seine Götterfamilie zählte eher zur Folklore als das jemand sie noch ernsthaft verehrte. Warum also jetzt diese Prozesslawine? Zeus hatte ehrlich gesagt keine Idee. Aber er behauptete ja auch nicht von sich allmächtig zu sein. Vielleicht würde er im Laufe des Prozesses noch dahinter kommen, was GOTT wirklich beabsichtigte.
Wird fortgesetzt... Februar
Trotzdem hätte Zeus lieber Hades als seinen Verteidiger berufen. Aber der saß selbst gerade in Untersuchungshaft. Er soll angeblich seine Frau als junges Mädchen entführt und dann in seinem unterirdischen Bunker gefangen gehalten haben. Das war natürlich Unsinn. Völlig lachhaft. Schließlich war Persephone Zeus’ Tochter und er würde doch niemals eine solche Behandlung seines Kindes zulassen.
In Wirklichkeit war Demeter stinkig, dass Persephone sich an so einen Unterweltrocker weggeworfen hatte, anstatt sich einen anständigen Gott als Lebenspartner zu wählen. Deswegen hatte sie diese dumme Geschichte in die Welt gesetzt. Persephone hatte zwar für Hades ausgesagt, aber ein Gutachter hatte behauptet, sie litte an so einem albernen Syndrom. Zeus erinnerte sich nicht mehr genau. Das hieß nach irgendeiner nordischen Stadt. Helsinki oder so.
Die Schergen GOTTES jedenfalls, diese Engel, waren natürlich voll auf diese ganzen Märchen und Mythen abgefahren. Dabei wusste Zeus gar nicht, warum GOTT sich überhaupt solch eine Mühe machte. Schließlich war der Olymp inzwischen nur noch ein Gebirge in Griechenland und Zeus und seine Götterfamilie zählte eher zur Folklore als das jemand sie noch ernsthaft verehrte. Warum also jetzt diese Prozesslawine? Zeus hatte ehrlich gesagt keine Idee. Aber er behauptete ja auch nicht von sich allmächtig zu sein. Vielleicht würde er im Laufe des Prozesses noch dahinter kommen, was GOTT wirklich beabsichtigte.
Wird fortgesetzt... Februar
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