Dienstag, 27. Mai 2008
13. April - Schubladenbekanntschaften
365und1tag, 22:25h
Eines Tages erblickten sich eine große Schwanenfeder, ein alter Radiergummi und eine Armbanduhr ohne Batterie in einer Schublade. Irgendjemand hatte etwas herausgeholt und nun stand die Schublade einen Spalt offen. So kam es, dass die Drei einander das erste Mal in Ruhe betrachten konnten, obwohl sie schon jahrelang einträchtig in der Schublade beieinander gelegen hatten.
„Wie geht’s denn so?“, eröffnete die Schwanenfeder das Gespräch und verärgerte damit augenblicklich die Uhr, die bekanntlich gar nicht mehr ging sondern stehengeblieben war und nun nutzlos ihr Dasein im Dunkeln fristete. Die Uhr sehnte sich unaufhörlich in die Zeit zurück als sie noch stolz am Arm getragen wurde und je nach Jahreszeit und Ärmellänge ihres Besitzers atemberaubende und manchmal auch sagenhaft eintönige Aussichten auf die Welt erhielt. Dennoch besann sich die Uhr nach einem kurzen, empörten Schnauben eines Besseren und erzählte der Feder, dass sie leider nicht mehr ging und nur deshalb in dieser Schulblade lag. Da schwieg die Feder ganz bestürzt. Sie hatte die Uhr nicht beleidigen wollen. Schließlich erzählte sie, dass es ihr selbst längst nicht so schlimm ergangen sei; denn irgendwann trennten sich Federn eben von ihrem Träger und verrotteten dann irgendwo oder wurden von einem Spaziergänger aufgehoben und mit nach Hause genommen. Sie habe es hier doch recht gut getroffen. Vielleicht würde sie eines Tages jemand aus der Schublade herausnehmen, aber erst einmal lag sie hier gemütlich, sicher und warm und konnte mit Genuß ihren Gedanken über Aerodynamik nachhängen. Da schaltete sich der Radiergummi ein. Ihm persönlich habe das Ruhen in der unergründlichen Schublade das Leben gerettet. Läge er nicht vergessen hier, dann wäre er längst aufgerieben und abgerubbelt. In dem Moment schob jemand die Schublade wieder ganz zu und die Gegenstände verstummten. April
„Wie geht’s denn so?“, eröffnete die Schwanenfeder das Gespräch und verärgerte damit augenblicklich die Uhr, die bekanntlich gar nicht mehr ging sondern stehengeblieben war und nun nutzlos ihr Dasein im Dunkeln fristete. Die Uhr sehnte sich unaufhörlich in die Zeit zurück als sie noch stolz am Arm getragen wurde und je nach Jahreszeit und Ärmellänge ihres Besitzers atemberaubende und manchmal auch sagenhaft eintönige Aussichten auf die Welt erhielt. Dennoch besann sich die Uhr nach einem kurzen, empörten Schnauben eines Besseren und erzählte der Feder, dass sie leider nicht mehr ging und nur deshalb in dieser Schulblade lag. Da schwieg die Feder ganz bestürzt. Sie hatte die Uhr nicht beleidigen wollen. Schließlich erzählte sie, dass es ihr selbst längst nicht so schlimm ergangen sei; denn irgendwann trennten sich Federn eben von ihrem Träger und verrotteten dann irgendwo oder wurden von einem Spaziergänger aufgehoben und mit nach Hause genommen. Sie habe es hier doch recht gut getroffen. Vielleicht würde sie eines Tages jemand aus der Schublade herausnehmen, aber erst einmal lag sie hier gemütlich, sicher und warm und konnte mit Genuß ihren Gedanken über Aerodynamik nachhängen. Da schaltete sich der Radiergummi ein. Ihm persönlich habe das Ruhen in der unergründlichen Schublade das Leben gerettet. Läge er nicht vergessen hier, dann wäre er längst aufgerieben und abgerubbelt. In dem Moment schob jemand die Schublade wieder ganz zu und die Gegenstände verstummten. April
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