Dienstag, 27. Mai 2008
28. Mai - Ziegenkäse
Meistens schaut Ziegenkäse ganz unschuldig weiß aus, riecht auch nicht von Weitem schon wie so widerlicher Stinkekäse. Völlig ahnungslos also nimmst Du den leicht bröckeligen Käse auf die Gabel und dann explodiert plötzlich eine Kakophonie von Geschmacksnoten in Deinem Mund. Irgendwie scharf und leicht faulig, spritzig und grasig, so ganz schwer zu beschreiben. Vielleicht ist mir der unschuldig ausschauende aber höchst auffällig schmeckende Ziegenkäse deshalb eingefallen, weil ich selbst auch ein bisschen so bin. Understatement würde es der Anglophile vornehm nennen. Tiefstapeln sagt man hier zu Lande. Ist das nur Tarnung? Aus Angst? Oder fehlgeleitete Erziehung? Schließlich kennen wir alle den Spruch: Bescheidenheit ist eine Zier, aber weiter kommst Du ohne ihr. Nun ja, wenigstens beim Reinbeissen merkt dann ein jeder, dass er es mit keiner weißen Unschuld zu tun hat. Aber will ich eigentlich so sein? Wie Ziegenkäse? Aber wenn ich ehrlich bin lieber Ziegenkäse anstatt Pitahaya, sieht ganz toll aus, schmeckt aber nach nix. Mai

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27. Mai - Life is a lemon
"Life is a lemon and i want my money back" - "Leben ist eine Zitrone und ich verlange mein Geld zurück". Diese Liedzeile von Meat Loaf fand ich immer besonders lustig. Diese absurde Vorstellung, man könne sich für sein verhonktes Leben irgendwo beschweren, vielleicht in der Universumsreklamationsabteilung. Eine ordentliche Reklamationsabteilung, die was auf sich hält, würde dann natürlich erst einmal Bearbeitungsgebühr verlangen, Dir dann erklären, dass Deine Garantiezeit längst abgelaufen ist und Du Dir am besten gleich ein komplett neues Leben zulegen solltest, weil sich reparieren nicht mehr lohnt. Wie gut, dass es kein bösartiger Monopolist mit verkaufsfördernder Reklamationsabteilung war, der das Produkt Leben auf den Markt geworfen hat. Ganz im Gegenteil. Und zum Glück ist das ganz einfach mit den Reklamationen: Fass Dir an die eigene Nase. Wenn Du Dich nicht glücklich machst, wer soll das sonst für Dich tun? Also bitteschön selbst die Verantwortung für die Zitronen übernehmen und Limonade draus machen oder Zitronensorbet. Dir fällt bestimmt noch viel mehr ein. Es gibt immer mindestens drei Möglichkeiten, Du musst Dich nur freimachen sie zu erkennen und das Wagnis eingehen Dich für eine zu entscheiden. Mai

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26. Mai – Davon träumt die Mama
„Oh, nein!“ Viola stöhnte laut auf. Immer wieder der gleiche Mist. Mama wollte ihr schon wieder einen jungen Mann vorstellen. Inzwischen hatte sie schon alles durch: Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Versicherungsvertreter und einen, der irgendwas mit Medien machte. „Mama, hör’ doch einfach damit auf. Ich hasse diesen Blödsinn! Warum tust Du mir das an?“ Aber ihre Mutter hörte sie gar nicht und erzählte munter drauf los. „Der gefällt Dir bestimmt, das ist so ein Künstlertyp. Artist oder sowas. Na, Du kennst Dich besser damit aus. Ein ganz ein lieber Junge. Lern ihn doch mal kennen. Und außerdem möchte ich ja auch mal bald Oma werden. Wer weiß, wie lange ich noch da bin. Stell Dich nicht so an. Kannst ihn doch mal ansehen. Deiner alten Mutter zuliebe!“ Viola schüttelte den Kopf. „Mama, Du weißt doch genau, dass ich seit fünf Jahren mit Karin zusammen bin. Ich interessiere mich überhaupt nicht für Männer! Wann geht das endlich in Deinen Kopf?“ Mama schwieg und schnippelte weiter Bohnen. Eine Weile war nichts weiter zu hören als das Plitschplatsch, wenn sie wieder ein paar Bohnen in den Topf warf. „Der Junge ist wirklich sehr nett. Irgendwann finde ich schon den richtigen, wart’s nur ab.“ Mai

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26. Januar - Im Bilde
Die Tischszene war fast fertig. Nur noch wenige Pinselstriche. Zahra trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Das Gemälde zeigte eine traute Runde von Frauen an einem Kneipentisch, im Hintergrund räumte die Wirtin bereits auf und stellte die Stühle hoch.

Alle Lichter waren schon gelöscht, nur über dem Tisch der Frauen verbreitete eine Lampe heimeliges Licht. Die Gesichter wurden sanft mit einem rosa Schein überglänzt. An der linken Seite steckten zwei Frauen die Köpfe zusammen und erzählten sich etwas Vertrauliches, auf der rechten Seite wurde gelacht. Die Frau in der Mitte des Bildes trug ein rosafarbenes Tütü und hatte ihren Federkopfschmuck auf den Tisch geworfen. Ihr Mund war geöffnet als erzähle sie gerade eine fantastische Geschichte, über die die anderen lachten. Die Gläser waren halb geleert. Aber etwas fehlte.

Zahra überlegte, was es wohl sein könnte. Sie hatte die Szene fast lebensecht eingefangen. Die Frauen auf dem Bild könnten ihr jeden Augenblick zuprosten. Und dann merkte sie, was fehlte. Sie machte einen Schritt und setzte sich auf den freien Stuhl im Vordergrund. „Da bist Du ja endlich!“, rief die Frau im Tütü und hob ihr Glas.

Januar

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Das 365 und 1 Tag Schreib-Projekt von Ruth Schilling
Für das Jahr 2008 hatte ich mir ein wunderschönes Projekt vorgenommen: Für jeden Tag des Jahres schreibe ich eine Geschichte und veröffentliche sie in meinem Weblog.

Und wie Ihr sehen könnt, gibt es bis tatsächlich für jeden Tag des Jahres eine eigene Geschichte. Klickt einfach auf den entsprechenden Monat und dann auf das aktuelle Datum. Vom 1. Januar bis 31. Dezember habt Ihr Lesefutter satt. Und zwar in jedem Jahr aufs Neue. Ist das nicht toll?!

Wenn Euch das zu langweilig wird, könnt Ihr ja einfach in den anderen Kurzgeschichten stöbern.

Ich wünsche allen Lesern viel Spaß beim Lesen und freue mich über Eure Kommentare!

Ueber das Projekt und mich

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