Dienstag, 27. Mai 2008
5. März - Adler sein
Die Schale bricht bereits. Mit dem dicken Eizahn hat der kleine Adler kräftig an der Schale gearbeitet. Er kann die Freiheit bereits schmecken. Immer eifriger nur von kurzen Erschöpfungspausen unterbrochen pickt er ein kleines rundes Loch. Dann fängt er an zu drücken, stemmt die Beine an den Boden seiner engen Behausung, die ihn ernährt und beschützt hat für so viele Tage, aber jetzt einfach weichen muss. Wenn der Adler fliegen will, muss er erstmal raus. Und die Schale bricht so langsam, manchmal glaubt der Adler, dass ihn endgültig die Kraft verlässt außerdem weht dort draußen ein ziemlich scharfer Wind, der ihm durch das kleine Loch in die Augen bläst.

Dann wird es wieder warm und dunkel. Trotzdem. Es wird Zeit. Der Adler muss raus. Und zwar schnell. Zögert er zu lange, dann stirbt er in seiner Eihülle. Wenn er es geschafft hat, dann werden seine Eltern ihn ernähren, bis er endlich groß genug ist, um Fliegen zu können. Bis er endlich die Flügel weit ausbreiten und sich in einem wilden Sturz aus dem schützenden Horst den heftigen Steilwinden anvertrauen wird. Vielleicht noch ungelenk, vielleicht noch unerfahren, vielleicht noch gefährdet, aber irgendwann stolz und frei. Maerz

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