Dienstag, 27. Mai 2008
3. Februar - Mein erster Einsatz
Mein erster Job für den Sicherheitsdienst war nicht ganz ungefährlich. Genau aus diesem Grunde hatte man mich wohl auch gefragt. Es galt das jüngste Kind einer Arztfamilie zu schützen.
Dieses Kind war die Wiedergeburt einer großen Heiligen. Weder es selbst noch die Eltern wussten zu diesem Zeitpunkt davon. Aber die Anderen wussten es. Und die wollten verhindern, dass das Kind alt genug wurde um sich zu erinnern und seine Arbeit aus dem vorherigen Leben wieder aufzunehmen.
Mir selbst leuchtete nicht ganz ein, was an der Widergeburt der Heiligen so gefährlich sein sollte. Die Anderen hatten wahrscheinlich eine Prophezeiung aus Hühnerknochen gelesen oder wie sie auch sonst zu ihren merkwürdigen Schlüssen kamen. Fest stand jedenfalls, dass das Kind in Gefahr war.

Ich bewarb mich als Au-pair bei der Familie und bekam die Stelle. Das war einfach. Als nächstes gelang es mir, das Vertrauen meines Schützlings zu gewinnen. Die anderen Kinder des Hauses waren älter. Ich konnte sie für mich begeistern, indem ich ihnen in keiner Weise in ihre Freizeitaktivitäten hineinredete. Hauptsache die Eltern merkten nichts. Aber das war leicht. Eltern wollen die Fehler ihres Nachwuchses ohnehin nicht bemerken. Das verlangte also wenig Magie. Schwieriger wurde es, nachdem ich die Stadtwohnung erkundet hatte und die Schutzzauber zu ziehen begann.

Ab dem Augenblick war es nur eine Frage der Zeit, dass den Anderen bewusst wurde, dass ihr nächstes Opfer Unterstützung vom Sicherheitsdienst hatte. Sie griffen mehrfach an, konnten aber nichts erreichen, solange das Kind in der Wohnung oder in einer der anderen Schutzzonen blieb. Natürlich hatte ich den Kindergarten, das Schwimmbad und alle Orte, die die Kleine regelmäßig aufsuchte, ebenfalls gesichert. Aber es blieben noch genug Gelegenheiten und eine davon nutzten sie.

Ich sollte das Kind zur Geburtstagsfeier einer Kindergartenfreundin begleiten. Natürlich war das eine Falle. Kaum hatte ich, die Kleine an der Hand, das angebliche Haus der Freundin betreten, wurde mir schwummrig. Dieses Gefühl alarmierte mich soweit, dass ich die Kleine auf den Arm nahm, bevor wir in den fünften Stock hinaufstiegen. Sie hatten eine Sperre benutzt, um mich daran zu hindern, ihre Falle zu durchschauen. Es gelang ihnen nur halb, sonst hätten sie das Kind bereits in ihrer Gewalt gehabt. Am obersten Treppenabsatz standen wir vor einer vernagelten Tür, als ich mich umdrehte, war die Treppe hinter mir verschwunden. Mir blieb nichts anderes übrig als durch eine kleine seitliche Tür zu gehen, die eine kleine Treppe hinab in einen Nebentrakt führte.

Immerhin kam ich soweit zu mir, dass es mir merkwürdig vorkam, was hier geschah. Trotzdem war ich noch nicht in der Lage einen eigenen Plan zu fassen, geschweige denn auszuführen. Eine Frau trat aus ihrer Wohnungstür und bot ihre Hilfe an. Sie geleitete uns in ihre Wohnung. Aber kaum hatten wir das große Hinterzimmer betreten, wurde mir schlagartig klar, dass ich in eine Falle getappt war. Es blieb mir keine Zeit mich zu ärgern, es war Zeit zu kämpfen. Ich musste das Kind absetzen. Ich sprach einen Schutzzauber und hoffte, dass der alles aufhalten würde, was die Gegner zu senden im Stande waren.

Der Kampf war schmutzig. Besseres war von den Anderen nicht zu erwarten. Schließlich gelang es mir, die Frau in die Klammer zu nehmen. Das Kind weinte währenddessen herzzerreißend. Plötzlich merkte ich, dass das Kind die Gestalt der heiligen Frau angenommen hatte. Eine Frau mit weißen Haaren, mit Falten und dem Ausdruck einer weinenden Dreijährigen im Gesicht schaute mich an. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder voll meiner Gegnerin zu. Die Klammer hielt, ich überlegte, was nun zu tun sei. Ich zögerte einen Moment, dann drückte ich zu und tötete sie.

Das hätte ich nicht tun sollen, denn sie kam augenblicklich mit einem mächtigen Gegner als Verstärkung zurück. Die Anderen hatten einen verbotenen Zauber angewandt. Zumindest uns war er verboten. Nun galt es beide im Kampf zu beschäftigen, damit keiner von beiden an die Kindgreisin herankommen konnte. Und ich musste meine Strategie ändern. Wenn Töten nicht funktionierte, musste ich mich mit einem Bannzauber begnügen. Der hielt zwar nur eine Stunde an, maximal. Aber ich würde dennoch genug Zeit zur Flucht gewinnen. Also nutzte ich einen günstigen Moment im Kampf, drückte meinen Gegnern meine Zeigefinger auf die Stirn und sprach einen Bannfluch. Sofort erschlafften die Körper und segelten sanft in der Luft schwebend dahin.

Die Kindgreisin schaute mich mit großen Augen an. Ich lächelte beruhigend und berührte sie sanft an der Schulter. Augenblicklich stand wieder das kleine Kind vor mir und wollte zur Tür laufen. „Nein, nein“, rief ich und schnappte sie am Arm. „Wir nehmen lieber einen sicheren Weg.“ Ich zeichnete einen Türausschnitt an die gegenüberliegende Wand, nahm die Kleine auf den Arm und verließ diesen ungastlichen Ort. Dieses Mal kamen wir unbeschadet davon. Februar

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