Mittwoch, 11. Juni 2008
11. Juni - Gartenparty
365und1tag, 13:25h
Du denkst vielleicht, dass es nachts in Deinem Garten völlig ruhig und gesittet zugeht. Die Vöglein haben sich alle schlafen gelegt, die Würmer räkeln sich endlich unbekümmert in der Erde und sogar die Bienen, Hummeln und sonstigen Flieg- und Krabbeltiere haben sich zur Nachtruhe begeben. Aber in Wahrheit ist es aus einem ganz anderen Grunde so ruhig.
Der kleine Maulwurf hat wie jede Nacht außer montags in seinen Nightclub geladen. Die Grillen spielen auf zum Tanz, die Glühwürmchen leuchten, was die Hinterleiber hergeben und alle Tiere, die tagsüber brav ihren Aufgaben nachgehen, scheren sich einen Dreck um all das, was gemeinhin von ihnen erwartet wird. Die Vögel und die Würmer stehen einträchtig an der Bar und schlürfen einen leicht vergorenen Nektar, die Motten summen zur Musik und die Igel legen mit den Mardern eine kesse Sohle aufs Parkett. Nur die Schnecken treffen meist zu spät ein, weil sie solange überlegen, ob sie heute als Männchen oder Weibchen kommen. Manchmal dürfen sogar ein paar Hauskatzen mitfeiern. Die sind ja bekannt für ihre Diskretion und Verschwiegenheit. Und wenn er besonders gut gelaunt ist, dann spielt der Maulwurf ein Lied auf seiner Stehgeige und singt dazu.
Meistens ist die Party dann so gegen Mitternacht schon vorbei, manchmal auch erst um drei Uhr morgens. Dann schlafen die Tiere wirklich. Der nächste Tag verlangt ja wieder allerhand tierisches Gehabe von ihnen. In Brehms Tierleben steht darüber natürlich nichts. Für uns Menschen muss schließlich alles seine Ordnung haben. Und daran wird auch nicht gerüttelt. Juni
Der kleine Maulwurf hat wie jede Nacht außer montags in seinen Nightclub geladen. Die Grillen spielen auf zum Tanz, die Glühwürmchen leuchten, was die Hinterleiber hergeben und alle Tiere, die tagsüber brav ihren Aufgaben nachgehen, scheren sich einen Dreck um all das, was gemeinhin von ihnen erwartet wird. Die Vögel und die Würmer stehen einträchtig an der Bar und schlürfen einen leicht vergorenen Nektar, die Motten summen zur Musik und die Igel legen mit den Mardern eine kesse Sohle aufs Parkett. Nur die Schnecken treffen meist zu spät ein, weil sie solange überlegen, ob sie heute als Männchen oder Weibchen kommen. Manchmal dürfen sogar ein paar Hauskatzen mitfeiern. Die sind ja bekannt für ihre Diskretion und Verschwiegenheit. Und wenn er besonders gut gelaunt ist, dann spielt der Maulwurf ein Lied auf seiner Stehgeige und singt dazu.
Meistens ist die Party dann so gegen Mitternacht schon vorbei, manchmal auch erst um drei Uhr morgens. Dann schlafen die Tiere wirklich. Der nächste Tag verlangt ja wieder allerhand tierisches Gehabe von ihnen. In Brehms Tierleben steht darüber natürlich nichts. Für uns Menschen muss schließlich alles seine Ordnung haben. Und daran wird auch nicht gerüttelt. Juni
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Dienstag, 10. Juni 2008
10. Juni - Lottogewinn
365und1tag, 01:01h
Sergej ist völlig aus dem Häuschen! Seit fast zwanzig Jahren spielt er regelmäßig Lotto und wenn er ehrlich ist, so richtig hat er nie daran geglaubt, dass überhaupt jemals irgendjemand richtiges Geld gewinnt. Aber jetzt, er kann es kaum fassen. Ludmilla tanzt schon auf dem Tisch. Das große Los, ein Sechser mit Zusatzzahl und Superzahl. Ein paar Millionen werden das bestimmt. Wie gut, dass die Kinder nicht zu Hause sind. Besser wenn die nichts erfahren. Sonst weiß es am Ende jeder und Sergej muss aller Welt Geld schenken oder Geld leihen. Er möchte diese peinlichen Situationen nun wirklich vermeiden. Aber das Haus können sie abbezahlen, auf einen Schlag. Und es ist genug für das Studium der Mädchen da. Und Ludmillas Mutter kann endlich in eine anständige Wohnung ziehen. Aber natürlich, alles muss in Ruhe bedacht werden. Ein neues Auto wäre auch schön. Nur die Fragen, die bohrenden Fragen von den Verwandten und Arbeitskollegen. „Nein, nein. Sei nur vorsichtig, Sergej“, tadelt er sich selbst. Dann springt Ludmilla vom Tisch und holt den Krimskoye aus dem Kühlschrank. Immer noch vor Freude trällernd stellt sie die Sektflöten auf den Couchtisch. „Los mach auf!“, fordert sie Sergej auf. „Warum haben wir so teuren Sekt im Haus?“, braust Sergej auf. „Ach Lieber“, Ludmilla sinkt ihm auf den Schoß, „ich habe es doch geträumt, dass es so kommt. Was denkst Du? Mach’ Dir nicht soviel Gedanken. Es wird alles gut!“ Juni
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9. Juni - Untermieter
365und1tag, 03:08h
Ein kleiner Igel wohnt zur Zeit in der Katzenkiste von unserem Kater Paul. Die Katzenkiste hatten wir auf die Veranda vom Gartenhäuschen gestellt und wunderbar mit einer alten Matratze ausgepolstert. Durch ein großes rundes Loch konnte Paul prima dort hinein und wieder hinauskommen. Theoretisch. Leider gefiel Paul diese Zweitwohnung aber aus irgendeinem Grunde nicht. Sogar im tiefsten Winter hatte er sie verschmäht. Kein Wunder also, dass er sie jetzt im Frühling völlig links liegen ließ. Und kürzlich hat Paul also einen Untermieter bekommen. Als ich neulich an der Katzenkiste vorbeikam, schaute mich plötzlich ein kleines spitzes Gesicht mit runden, schwarzen Knopfaugen an. Ich musste zweimal hinschauen, aber dann erkannte ich auch ohne die Stacheln sehen zu können den Igel. Der saß gemütlich in der Kiste und ließ die Welt – in diesem Falle mich – an sich vorüberziehen. Was Paul zu seinem Untermieter sagt? „Das ist mir doch völlig miau!“ – natürlich. Juni
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Sonntag, 8. Juni 2008
8. Juni - Loslassen
365und1tag, 02:12h
Weißt Du noch, wie Du als Kind Fahrradfahren gelernt hast? Erinnerst Du Dich noch daran, wie Du auf dem Rad sahsest, das erste Mal ohne Stützräder. Deine Mutter oder dein Vater lief neben Dir her, hielt das Rad durch einen sicheren Griff unter den Sattel stabil, rief Dir zu: „Treten, treten, nicht aufhören!“ Und immer, wenn Deine Mutter oder Dein Vater losgelassen hat, hast Du aufgehört zu treten, das Gleichgewicht verloren und bist beinahe umgefallen. Falls es Dein Vater war, der Dir Fahrradfahren beigebracht hat, dann war er vielleicht ein bisschen so wie meiner, nämlich ungeduldig. Warum lernt das Kind so etwas Einfaches wie Fahrradfahren nicht. Dauernd fällt es wieder um, und ich sag doch noch: „Nicht umfallen, nicht aufhören zu treten!“ Aber obwohl er irgendwann wütend wurde und obwohl ich es wirklich schwierig fand dieses Radfahren, nahezu unmöglich, so wollte ich es doch unbedingt lernen. Also sah ich über meine Angst, die Wut und Ungeduld meines Vaters hinweg und versuchte es weiter – und dann, plötzlich konnte ich es. Tat es in Wahrheit schon eine ganze Weile, weil mein Vater einfach so außer Puste war, dass er nicht mehr nebenherlaufen und dabei noch unnütze Anweisungen rufen konnte. Er hat also einfach losgelassen, ohne dass ich es mitbekommen habe. Und als ich es dann merkte, fuhr ich zwar einen kleine Schlenker vor Schreck, aber ich konnte doch mein Gleichgewicht halten und trat einfach weiter in die Pedale. Ich fuhr ganz allein Fahrrad! War das großartig! Juni
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Freitag, 6. Juni 2008
7. Juni - Urlaubsgeld
365und1tag, 23:46h
Bettina sitzt am Küchentisch und zählt das Kleingeld aus der großen 3-Liter-Mariacronflasche. Dort wirft sie seit ein paar Jahren alle kleinen Münzen hinein, die sie übrig hat. Manchmal verirrt sich sogar ein Euro dazu. Und wenn die Flasche voll ist, hat sie sich vorgenommen, will sie von dem Geld in Urlaub fahren. Heute ist es soweit, die Münzen drohten schon oben herauszupurzeln, also hat sie die Flasche umgekippt und macht jetzt lauter kleine Häufchen mit Eincentstücken, Zweicentstücken, Fünf-, Zehn- , Zwanzig-, Fünfzigcentmünzen und ein ganz kleiner Haufen Eineuromünzen ist auch dabei. Es dauert elend lange. Aber schließlich hat sie alle Münzen fein säuberlich sortiert, ein paar alte Centimes und Pfennige hat sie dabei auch noch herausgefischt. Als nächstes macht sie kleine Stapel aus 10 gleichen Münzen. Als sie damit fertig ist, steht der ganze Tisch voller Geldstapel. Endlich kann sie das Geld zählen. Es sind 9, 86 Euro in Eincentmünzen, 17,02 Euro in Zweicentstücken, 10,55 Euro in Füncentmünzen, die Zehn-, Zwanzig- und Fünfzigcentmünzen ergeben zusammen 23,70 Euro und dann hat sie noch 19 Eineuromünzen. Na, das wird aber ein kurzer Urlaub! Juni
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6. Juni - Sängerwettstreit
365und1tag, 02:28h
Sabine schnürt die festen Schuhe und schleicht sich am frühen Morgen aus dem Haus. Mann und Kinder schlafen noch. Endlich aufatmen, ein bisschen gestohlene Zeit nur für sie allein. Hinter dem Haus überquert sie eine frisch gemähte Wiese und läuft über die Feldwege Richtung Wald. Obwohl es so früh ist, wärmt die Sonne sie. Und Sabine ist froh, dass sie Sonnencreme auf Gesicht und Arme aufgetragen hat. Im Schatten des Waldes ist es noch kühl. Und die Vögel singen lauthals um die Wette. In weiter Entfernung hört Sabine ein Schuhuhuuuhuuu, zwei Mal. Aber dann wird es vom Pfeifen und Tirilieren und Jubeln aus allen Richtungen übertönt. Wäre das nicht schön, wenn Sabine die Vögel verstehen könnte. Vielleicht rufen sie sich zu: „Schaut mal eine Menschenfrau! Was will die so früh hier? Warum stört sie uns? Wer traut sich ihr auf den Kopf zu scheißen?“ Aber wahrscheinlich, denkt Sabine, kümmern die Vögel sich kein bisschen um mich. Sie pfeifen und singen wahrscheinlich nur, weil es so wunderschön ist am Leben zu sein. Und voller Inbrunst stimmt Sabine ein. Juni
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Donnerstag, 5. Juni 2008
5. Juni - Marta
365und1tag, 02:38h
Marta guckte gelangweilt. Was der Lehrer da an der Tafel erzählte stimmte doch hinten und vorn nicht. Überhaupt waren diese ganzen Lehrbücher hoffnungslos veraltet. Und alles wurde ohne Rücksicht einfach wiedergekäut, ob es nun schon seit Jahren oder Jahrzehnten wiederlegt war oder nicht. Da war es sogar lehrreicher vor dem Fenster den Kastanien beim Wachsen zuzusehen. Oder die Kästchen im Heft mit lauter kleinen Figuren zu versehen. Ihr Lehrer übersah höflich, dass sie anstatt mitzuschreiben nur kleine Zeichnungen anfertigte. Schließlich hatte sie in jeder Klassenarbeit die besten Noten. Marta konnte nichts dafür. So war sie eben. Sie musste sich noch nicht einmal sehr anstrengen dafür. Sie interessierte sich eben für alles Mögliche und hatte von klein auf über eine große Bibliothek verfügt. Ihre Eltern hatten sie immer in all ihren Interessen unterstützt. Es hatte auch nicht viel geholfen, dass sie eine Klasse übersprungen hatte. Sie langweilte sich immer noch im Unterricht und wurde nun auch noch von ihren neuen Mitschülern gehasst. Wahrscheinlich weil sie sich nicht einmal anstrengen musste, um auch in dieser Klassenstufe die Beste zu sein. Marta war daran gewöhnt anders zu sein. Mit der Einsamkeit kam sie klar. Sie störte nur, dass sie trotz all ihrer Intelligenz noch keinen Weg gefunden hatte, der Welt ihre Erkenntnisse mitzuteilen. Marta wurde zwar wie ein Wundertier vorgeführt, angeblich sogar gefördert. Aber sie merkte, dass sie in einer derartig anderen Welt lebte, dass sie sich kaum noch mit anderen Menschen verständigen konnte. Plötzlich hörte Marta auf zu zeichnen. Jetzt wusste sie, was sie tun musste. Sie packte ihre Tasche, stand auf und ging zur Tür. „Wo willst Du hin?“, fragte der Lehrer. Marta blieb die Hand auf der Klinke stehen. Tausend Antwortmöglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Alle waren anmaßend und überheblich. Schließlich sagte sie: „Ich muss mir endlich einen Lehrer suchen, der mir noch etwas beibringen kann.“ Betretenes Schweigen. Im Gesicht des Lehrers entgleiste etwas. Die Schüler in der Klasse duckten sich in ihren Bänken und hielten gespannt den Atem an. Schließlich fasste sich der Lehrer. „Ja, das ist sicher besser“, sagte er mit fester Stimme und nickte Marta zum Abschied zu. Leise drückte sie die Tür hinter sich ins Schloss und wusste zum allerersten Mal im Leben nichts mehr. Juni
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Dienstag, 3. Juni 2008
4. Juni - Nie passiert etwas
365und1tag, 23:38h
Doris sitzt am offenen Fenster und beobachtet. Meyers schwarze Katze läuft über Boltes Hofeinfahrt, schnüffelt an ein paar Grasbüscheln, die zwischen den Steinen hervorsprießen, und geht dann den langen Weg am Haus entlang Richtung Garten. Jede Katze der Nachbarschaft hat Doris dort schon entlanglaufen sehen. Was sie eigentlich in Boltes Garten zu suchen haben, ist ihr immer noch ein Rätsel. Dann kommt der Peppi mit seinem Einkaufstrolley die Straße hinaufgeschnauft. Er hält an jedem Briefkasten und steckt das Blättchen hinein. Ein blaues Auto fährt vorbei, das Doris nicht kennt. Ein rotes Auto kommt vorgefahren, hält bei Trägers schräg gegenüber. Ein Mann im dunklen Anzug steigt aus, geht zur Haustür und schellt. Natürlich macht keiner auf. Trägers sind beide arbeiten. Der Mann klingelt noch einmal, schaut auf seine Schuhspitzen, zieht die Krawatte gerade. Schließlich schreibt er etwas auf ein Kärtchen, das er aus der Innentasche fischt, klemmt es an die Tür und fährt wieder davon. Es ist ruhig, so ruhig, dass sich eine Rabenkrähe in Sicherheit wiegt und aufgeregt an dem gelben Sack neben Meyers Mülltonnen zerrt. Eifrig stochert sie mit ihrem Schnabel. Der Sack ist schon halb aufgerissen, die leeren Verpackungen quillen hervor. Dann schlittert eine Dose laut scheppernd zu Boden. Erschrocken flattert die Krähe davon. Etwas später kommt der Postbote. Doris sieht ihn schon von weitem die Straße heraufkommen mit seinem gelben Minitransporter. Alle zehn Meter hält er an und verteilt die Post an die zwei oder drei naheliegenden Häuser. Es dauert fast eine Viertelstunde bis er endlich auf der Höhe von Doris angekommen ist. Für Trägers gibt es nur Briefe, für Meyers ein Paket, für Boltes eine Zahlungsaufforderung. Für Doris hat der Postbote nichts, noch nicht einmal Reklame. Der Schmidt aus dem Hegelweg fährt in seinem alten VW vorbei. Gerade als Doris aufstehen will, um Mittag zu kochen, kommt Frau Träger nach Hause. Als sie vollbepackt die Haustür aufschließt, flattert das kleine Kärtchen von ihr ungesehen zu Boden. Doris will der Träger schon zurufen. Aber dann sagt sie sich: „Lieber nicht, die denkt sonst noch, ich hänge den ganzen Tag nur am Fenster herum.“ Juni
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Dienstag, 3. Juni 2008
3. Juni - Menschen stören einfach
365und1tag, 01:18h
Direkt unterm Nistkasten im Schatten des Baumes hat es sich die Frau gemütlich gemacht. Manchmal wedelt sie mit der Hand, um ein Insekt zu vertreiben. Aber meistens liest sie nur und merkt kaum, was um sie herum vorgeht. Nur als eine kleine Springspinne sich in ihren Ausschnitt verirrt, hilft sie der wieder hinaus bevor sie weiterliest. Die hungrigen Vöglein sitzen im warmen Nest und warten auf Futter. Sie sind noch still. Schließlich sind sie gerade gefüttert worden. Aber jetzt wird es doch Zeit, dass ein kleiner Wurm vor ihren Schnabel gehalten wird, den sie selig verschlingen können.
Wo bleiben denn bloss die alten Vögel? Haben sie die kleinen Vögelchen vergessen? Hat sie die Katze geholt. Nein, sie sitzen in sicherer Entfernung, hinter der Hecke auf einem Baum und lauern, wann die Frau endlich verschwindet. Schließlich piepen die kleinen Vögelchen laut und immer lauter. Die alten Vögel antworten und flattern aufgeregt in sicherer Entfernung hin und her. Alle schreien laut durcheinander. Die Frau schaut auf. Was machen denn die Vögel plötzlich so einen Lärm?, denkt sie. Dann klappt sie das Buch zu, packt ihre Sachen zusammen und geht. Die Sonne ist sowieso gerade hinter einer dicken Wolke verschwunden. Wahrscheinlich geben die Vögel deswegen ein Konzert. Juni
Wo bleiben denn bloss die alten Vögel? Haben sie die kleinen Vögelchen vergessen? Hat sie die Katze geholt. Nein, sie sitzen in sicherer Entfernung, hinter der Hecke auf einem Baum und lauern, wann die Frau endlich verschwindet. Schließlich piepen die kleinen Vögelchen laut und immer lauter. Die alten Vögel antworten und flattern aufgeregt in sicherer Entfernung hin und her. Alle schreien laut durcheinander. Die Frau schaut auf. Was machen denn die Vögel plötzlich so einen Lärm?, denkt sie. Dann klappt sie das Buch zu, packt ihre Sachen zusammen und geht. Die Sonne ist sowieso gerade hinter einer dicken Wolke verschwunden. Wahrscheinlich geben die Vögel deswegen ein Konzert. Juni
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Montag, 2. Juni 2008
2. Juni - Gesines Leben
365und1tag, 01:35h
Gestern kam Gesine zu mir und sagte: „Du, borg mir doch mal eben Dein Leben aus.“ Ich musterte Gesine. Sie sah aus wie immer, hennagefärbtes Haar, wilde Locken, Ringelpulli, Cordhose, zwei nicht zusammenpassende Socken in offenen Sandalen, Gesine eben. Nur ihre Augen hatten heute so einen merkwürdigen Glanz. „Was willste denn damit?“, fragte ich. „Jetzt sei doch nicht so. Als wollte ich jetzt irgendwas Besonderes oder so. Nur heute, ehrlich.“ Gesine wartete. Ich zuckte mit den Schultern, schüttelte leicht den Kopf. „Hm, nö!“, sagte ich. „Mein Leben geb’ ich Dir nicht.“ Gesine kullerte mit den Augen. „Das hab ich mir doch gleich gedacht, dass Du soo bist. Da brauche ich einmal Deine Hilfe. Echt jetzt.“ „Wie, soo? Außerdem ist mein Leben schon was Besonderes. Kannste Dir nicht einfach ausleihen. Und was mach ich solange? Dein Leben hüten, oder was?“ „Ist doch für’n guten Zweck. Brauch das doch nur heute mal.“ „Aber warum?“ „Na, naja“, Gesine druckste herum, „ist nicht so einfach zu erklären.“ „Dann geb’ ich Dir mein Leben erst Recht nicht. Wer weiß, was Du damit anstellst. Ne, das geht nicht.“ „Ach menno, ich brauch’ das wirklich nur ganz kurz, heute Abend bring ich’s zurück. Lass Dir auch meins als Pfand da.“
Nun, kurz und gut, ich ließ mich breitschlagen. Wir haben also getauscht. Natürlich kam Gesine gestern Abend nicht wieder. Ist einfach so mit meinem erstklassigen Leben durchgebrannt. Hätte ich mir auch denken können, wenn ich mir den Saustall so angucke, den sie mir dagelassen hat. Bei meinem Glück kommt die wieder, sobald ich alles aufgeräumt und in Ordnung gebracht habe. Aber bis dahin wundert Euch nicht, wenn ich ab und zu mal verschiedene Socken anhabe. Das kann einem bei so einem chaotischen Leben wie Gesines schnell passieren. Juni
Nun, kurz und gut, ich ließ mich breitschlagen. Wir haben also getauscht. Natürlich kam Gesine gestern Abend nicht wieder. Ist einfach so mit meinem erstklassigen Leben durchgebrannt. Hätte ich mir auch denken können, wenn ich mir den Saustall so angucke, den sie mir dagelassen hat. Bei meinem Glück kommt die wieder, sobald ich alles aufgeräumt und in Ordnung gebracht habe. Aber bis dahin wundert Euch nicht, wenn ich ab und zu mal verschiedene Socken anhabe. Das kann einem bei so einem chaotischen Leben wie Gesines schnell passieren. Juni
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