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Samstag, 11. Oktober 2008
11. Oktober - Unterwasserblues
365und1tag, 22:42h
Tief unter Wasser, im See, da ist es fast dunkel. Auf jeden Fall immer dämmrig und die kleinen Molche und Olme, die Libellenlarven und kleinen Fische mögen das grünlich schimmernde, fahle Licht dort am Boden am liebsten. Manchmal wühlen sie mit einer schnellen Bewegung etwas Schlick auf und der wölkt sich dann vom Boden in einer großen Glockenform nach oben.
Nur der alte Einsiedlerkrebs, der in einer alten Champignon-Dose I. Wahl lebt, ist schrecklich unglücklich. Er hat den Unterwasserblues. Das grünliche Licht schmerzt in seinen Augen. Ihm fehlt das Leben und die Buntheit der früheren Jahre. Zumindest bildet er sich ein, dass es mal bunt und lebendig war, hier in dem kleinen See. Aber vielleicht liegt es ja auch nur an ihm, dass er die Buntheit und die Lebendigkeit gar nicht mehr sehen kann, weil sie für ihn zu etwas Alltäglichem verkommen ist.
Und wenn die kleinen Fische und die Libellenlarven, die Molche und Olme ganz ehrlich sind, gibt es nur eines, was sie noch schöner finden als das dämmrige Licht und die schnellen Bewegungen, die den Schlick aufsteigen lassen. Nämlich den traurigen Gesang des Einsiedlerkrebses. Dann tanzen die Fische, da springen die Larven und die Molche und Olme wiegen sich im langsamen Takt der unglücklichen Lieder, die der Einsiedlerkrebs mit dem Klacken seiner Scheren begleitet. Sie alle sind sehr froh über die triste Weltsicht und die pessimistische Traurigkeit, die sich des Krebses bemächtig haben. Denn ohne sie wäre ihre Heimat, der Grund des Sees, nur halb so schön und ihr Leben nur halb so vergnüglich. Und trotz seiner Traurigkeit könnte der Krebs immerhin lernen, dass er auch ohne selbst Freude zu empfinden anderen Glück spenden kann. Oktober
Nur der alte Einsiedlerkrebs, der in einer alten Champignon-Dose I. Wahl lebt, ist schrecklich unglücklich. Er hat den Unterwasserblues. Das grünliche Licht schmerzt in seinen Augen. Ihm fehlt das Leben und die Buntheit der früheren Jahre. Zumindest bildet er sich ein, dass es mal bunt und lebendig war, hier in dem kleinen See. Aber vielleicht liegt es ja auch nur an ihm, dass er die Buntheit und die Lebendigkeit gar nicht mehr sehen kann, weil sie für ihn zu etwas Alltäglichem verkommen ist.
Und wenn die kleinen Fische und die Libellenlarven, die Molche und Olme ganz ehrlich sind, gibt es nur eines, was sie noch schöner finden als das dämmrige Licht und die schnellen Bewegungen, die den Schlick aufsteigen lassen. Nämlich den traurigen Gesang des Einsiedlerkrebses. Dann tanzen die Fische, da springen die Larven und die Molche und Olme wiegen sich im langsamen Takt der unglücklichen Lieder, die der Einsiedlerkrebs mit dem Klacken seiner Scheren begleitet. Sie alle sind sehr froh über die triste Weltsicht und die pessimistische Traurigkeit, die sich des Krebses bemächtig haben. Denn ohne sie wäre ihre Heimat, der Grund des Sees, nur halb so schön und ihr Leben nur halb so vergnüglich. Und trotz seiner Traurigkeit könnte der Krebs immerhin lernen, dass er auch ohne selbst Freude zu empfinden anderen Glück spenden kann. Oktober
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Freitag, 10. Oktober 2008
10. Oktober - Krise
365und1tag, 23:52h
"Es muss sich um einen Irrtum handeln. Ganz bestimmt!" Auf der Suche nach Zustimmung schaute Susanne zu Irene, aber die senkte den Blick und drehte den Kopf leicht zur Seite. Auch Herbert wich ihrem Blick aus. Franz hatte sich bereits abgewandt. Susannes Hände fielen auf den Tisch, ihre Schultern sanken herab. Der Ober reichte ihr die Kreditkarte zurück. Da Susanne sich nicht rührte, legte er sie neben ihre zerknüllte Serviette.
"Wer von den Herrschaften zahlt nun?" Die Nervosität war ihm anzusehen. Sein Adamsapfel hüpfte im Hals auf und ab, während er die Tischgesellschaft erwartungsvoll ansah. Schließlich zückte Herbert mit einem leisen Seufzer sein Portemonnaie und legte ein paar große Scheine in die gefaltete Rechnung.
"Der Rest ist für Sie!" Mit einer kleinen Verbeugung und einem verkniffenen Lächeln, das noch nicht einmal bis zu seinen Mundwinkeln reichte, machte der Ober kehrt, die Hand fest um die Beute gelegt. Susanne blickte auf und sah in die Runde. Sie öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
Irene entschloss sich den peinlichen Moment mit einer Bemerkung über das Golfturnier am kommenden Wochenende zu überspielen. Und Franz ließ sich dazu herab die Chancen von Herbert zu loben. Dann wanderte die Unterhaltung zum Thema Benefiz-Gala im November. Susanne versuchte ein, zwei Mal eine kleine Bemerkung einzuwerfen. Aber die drei anderen schlugen sich die Sätze zu wie Pingpongbälle und ignorierten völlig ihre Anwesenheit.
Da straffte sie die Schultern und lächelte ebenso unecht wie vorher der Ober. Sie stand auf und ging ohne Abschied davon. Hinter ihrem Rücken hörte sie noch das charakteristische Tuscheln aufbranden. Sie verstand auch ohne zu hören, was sie sagten. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Susanne musste heftig zwinkern, um sie zu bezwingen.
Die Kühle der Nacht umfing sie als sie endlich das Restaurant verließ. Ihre Handtasche baumelte herab. Die hohen Schuhe waren unbequem. Sie war ohne Auto, Herbert hatte sie heute Nachmittag abgeholt. Und nun ließ ihr Stolz nicht zu, sich drinnen ein Taxi rufen zu lassen. Also lief sie. Nach einer Weile zog sie die Stöckelschuhe aus und ging barfuß. Vielleicht wurde es Zeit sich daran zu gewöhnen. Oktober
"Wer von den Herrschaften zahlt nun?" Die Nervosität war ihm anzusehen. Sein Adamsapfel hüpfte im Hals auf und ab, während er die Tischgesellschaft erwartungsvoll ansah. Schließlich zückte Herbert mit einem leisen Seufzer sein Portemonnaie und legte ein paar große Scheine in die gefaltete Rechnung.
"Der Rest ist für Sie!" Mit einer kleinen Verbeugung und einem verkniffenen Lächeln, das noch nicht einmal bis zu seinen Mundwinkeln reichte, machte der Ober kehrt, die Hand fest um die Beute gelegt. Susanne blickte auf und sah in die Runde. Sie öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
Irene entschloss sich den peinlichen Moment mit einer Bemerkung über das Golfturnier am kommenden Wochenende zu überspielen. Und Franz ließ sich dazu herab die Chancen von Herbert zu loben. Dann wanderte die Unterhaltung zum Thema Benefiz-Gala im November. Susanne versuchte ein, zwei Mal eine kleine Bemerkung einzuwerfen. Aber die drei anderen schlugen sich die Sätze zu wie Pingpongbälle und ignorierten völlig ihre Anwesenheit.
Da straffte sie die Schultern und lächelte ebenso unecht wie vorher der Ober. Sie stand auf und ging ohne Abschied davon. Hinter ihrem Rücken hörte sie noch das charakteristische Tuscheln aufbranden. Sie verstand auch ohne zu hören, was sie sagten. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Susanne musste heftig zwinkern, um sie zu bezwingen.
Die Kühle der Nacht umfing sie als sie endlich das Restaurant verließ. Ihre Handtasche baumelte herab. Die hohen Schuhe waren unbequem. Sie war ohne Auto, Herbert hatte sie heute Nachmittag abgeholt. Und nun ließ ihr Stolz nicht zu, sich drinnen ein Taxi rufen zu lassen. Also lief sie. Nach einer Weile zog sie die Stöckelschuhe aus und ging barfuß. Vielleicht wurde es Zeit sich daran zu gewöhnen. Oktober
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Freitag, 10. Oktober 2008
9. Oktober - Hase und Jäger
365und1tag, 01:43h
Es war einmal ein Hase, der hatte derartig die Nase voll von dem täglichen Hasengeschäft: Mümmeln, Kohl fressen, vorm Jäger weglaufen und dem Fuchs Gute Nacht sagen, dass er beschloss nun einmal alles anders zu machen.
Also ließ er den Fuchs links liegen. Sollte dem doch wer weiß wer schöne Heia wünschen. Stattdessen sagte der Hase den Schnecken Gute Nacht und den kleinen Stallkatzen, die in der Dämmerung im Dornbusch am Feldrand übereinander kugelten. Dann hoppelte der Hase zum Waldrand und dort die Leiter zum Hochstand hinauf und wartete auf den Jäger.
Solange er wartete, freute er sich wie schön die Sterne am Himmel funkeln. Er hörte den Jäger schon von weitem. Der Hase blieb ganz ruhig, nur seine Nase zuckte schneller als sonst. Er hasste diesen Kerl. Er fürchtete ihn, aber noch mehr hasste er ihn. Am liebsten hätte er ihm das angetan, was er so vielen seiner Freunde und Verwandten angetan hatte. Erschießen, abknallen, hinmeucheln! Gemein und feige aus dem Hinterhalt!
Nur dazu fehlte ihm das Werkzeug. Vielleicht war der Hase aber tief in seinem Herzen doch zu friedfertig, zu ängstlich, zu nachgiebig. Wild zuckte seine Nase, als er den Jäger auf die unterste Stufe der Leiter treten hörte. Ein paar Wolken zogen weiter und ließen einen silbrigen Streifen Mondlicht in das Innere des Hochsitzes fallen. Und alles warf lange, unheimliche Schatten. So erblickte der Jäger völlig unerwartet einen großen, ins unendlich verlängerten Hasen, der ihn unerklärlicher und überraschender Weise auf seinem Hochstand erwartete. Die Zähne des Hasen glitzerten im Mondlicht wie gefährliche Diamantwerkzeuge.
Da erschrak sich der Jäger und fiel rücklings die Leiter hinab auf den Boden. Keuchend lag er dort, voller Panik den Blick nach oben gerichtet. Jeden Moment erwartete er den schrecklichen Hasen mit seinen scharfen und mächtigen Hauern am Hals zu spüren. Nichts geschah. Nur die gähnende, magische, undurchdringliche Dunkelheit starrte ihn von dort oben an. Da, etwas blitzte auf. Der Jäger rappelte sich auf und rannte Haken schlagend aus dem Wald.
Zufrieden schaute ihm der Hase nach. Das war doch wirklich mal etwas ganz anderes als das übliche Hasengeschäft gewesen. Nur das Mümmeln wollte der Hase noch nicht so recht sein lassen. Oktober
Also ließ er den Fuchs links liegen. Sollte dem doch wer weiß wer schöne Heia wünschen. Stattdessen sagte der Hase den Schnecken Gute Nacht und den kleinen Stallkatzen, die in der Dämmerung im Dornbusch am Feldrand übereinander kugelten. Dann hoppelte der Hase zum Waldrand und dort die Leiter zum Hochstand hinauf und wartete auf den Jäger.
Solange er wartete, freute er sich wie schön die Sterne am Himmel funkeln. Er hörte den Jäger schon von weitem. Der Hase blieb ganz ruhig, nur seine Nase zuckte schneller als sonst. Er hasste diesen Kerl. Er fürchtete ihn, aber noch mehr hasste er ihn. Am liebsten hätte er ihm das angetan, was er so vielen seiner Freunde und Verwandten angetan hatte. Erschießen, abknallen, hinmeucheln! Gemein und feige aus dem Hinterhalt!
Nur dazu fehlte ihm das Werkzeug. Vielleicht war der Hase aber tief in seinem Herzen doch zu friedfertig, zu ängstlich, zu nachgiebig. Wild zuckte seine Nase, als er den Jäger auf die unterste Stufe der Leiter treten hörte. Ein paar Wolken zogen weiter und ließen einen silbrigen Streifen Mondlicht in das Innere des Hochsitzes fallen. Und alles warf lange, unheimliche Schatten. So erblickte der Jäger völlig unerwartet einen großen, ins unendlich verlängerten Hasen, der ihn unerklärlicher und überraschender Weise auf seinem Hochstand erwartete. Die Zähne des Hasen glitzerten im Mondlicht wie gefährliche Diamantwerkzeuge.
Da erschrak sich der Jäger und fiel rücklings die Leiter hinab auf den Boden. Keuchend lag er dort, voller Panik den Blick nach oben gerichtet. Jeden Moment erwartete er den schrecklichen Hasen mit seinen scharfen und mächtigen Hauern am Hals zu spüren. Nichts geschah. Nur die gähnende, magische, undurchdringliche Dunkelheit starrte ihn von dort oben an. Da, etwas blitzte auf. Der Jäger rappelte sich auf und rannte Haken schlagend aus dem Wald.
Zufrieden schaute ihm der Hase nach. Das war doch wirklich mal etwas ganz anderes als das übliche Hasengeschäft gewesen. Nur das Mümmeln wollte der Hase noch nicht so recht sein lassen. Oktober
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