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Freitag, 25. Juli 2008
25. Juli - Nie hast du Zeit für mich!
365und1tag, 13:37h
„Nie hast du Zeit für mich! Immer ist alles andere wichtiger!“ Wütend stampf Lisa auf den Boden, Tränen stürzen ihr aus den Augen.
Warum schickt Mama sie eigentlich immer fort? Sie verspricht immer nur und verspricht und verspricht. Und hat tausend Gründe, warum sie heute nicht mit ihr Federball spielen kann oder malen oder Drachen steigen lassen oder ins Schwimmbad gehen oder endlich die Leuchtsterne an die Decke in Lisas Schlafzimmer kleben helfen. Das ist doch alles total doof.
Manchmal nimmt Mama Lisa in den Arm und sagt: „Aber ich muss doch arbeiten, wir brauchen doch Geld zum Leben. Wer soll denn die Miete bezahlen?“ Oder Mama seufzt: „Ich würde ja auch viel lieber mit dir spielen anstatt mich jetzt um Opa Alex zu kümmern. Aber Oma braucht eben auch mal einen freien Nachmittag. Einen alten Menschen pflegen ist ganz schön anstrengend.“ Und ab und zu sagt Mama auch: „Du musst mir auch einmal gönnen, dass ich mich mit Erwachsenen treffe. Ich kann ja nicht immer nur für dich da sein!“
Lisa kann das verstehen, sie hat Mama ja lieb und außerdem ist sie ja schon ein großes Mädchen. Aber trotzdem. Das ist doch zu gemein. Wenn Mama und Lisa dann aber am Wochenende eine Radtour machen oder Mama abends noch eine Geschichte vorliest, dann ist alles vergessen. Bis zum nächsten Mal. Juli
Warum schickt Mama sie eigentlich immer fort? Sie verspricht immer nur und verspricht und verspricht. Und hat tausend Gründe, warum sie heute nicht mit ihr Federball spielen kann oder malen oder Drachen steigen lassen oder ins Schwimmbad gehen oder endlich die Leuchtsterne an die Decke in Lisas Schlafzimmer kleben helfen. Das ist doch alles total doof.
Manchmal nimmt Mama Lisa in den Arm und sagt: „Aber ich muss doch arbeiten, wir brauchen doch Geld zum Leben. Wer soll denn die Miete bezahlen?“ Oder Mama seufzt: „Ich würde ja auch viel lieber mit dir spielen anstatt mich jetzt um Opa Alex zu kümmern. Aber Oma braucht eben auch mal einen freien Nachmittag. Einen alten Menschen pflegen ist ganz schön anstrengend.“ Und ab und zu sagt Mama auch: „Du musst mir auch einmal gönnen, dass ich mich mit Erwachsenen treffe. Ich kann ja nicht immer nur für dich da sein!“
Lisa kann das verstehen, sie hat Mama ja lieb und außerdem ist sie ja schon ein großes Mädchen. Aber trotzdem. Das ist doch zu gemein. Wenn Mama und Lisa dann aber am Wochenende eine Radtour machen oder Mama abends noch eine Geschichte vorliest, dann ist alles vergessen. Bis zum nächsten Mal. Juli
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Donnerstag, 24. Juli 2008
24. Juli - Armer Spatz
365und1tag, 02:08h
Als ich ein Kind war lernte ich einen fliegenden Kranich an seinem schlangenförmig geschwungenen Hals zu erkennen. Ein Storch hingegen hielt den Hals gerade. Beide sahen sich auf Entfernung sonst sehr ähnlich, besonders im Zwielicht, wenn ich kaum noch die Farben des Gefieders erkennen konnte. Ich lernte auch, dass männliche Enten ein auffälliges, grünschimmerndes Kopfgefieder haben und Erpel heißen. Die weiblichen Enten dagegen waren braungefiedert und bescheiden. Außerdem lehrte mich meine Großmutter, dass Spatzen frech seien und unnütz und Tauben viel netter und nützlicher. So fütterte sie auf ihrem Innenhof immer die Tauben und verjagte die Spatzen.
Später dann las ich Berichte über die unglaubliche Vermehrung der Tauben in Großstädten und hörte sie Ratten der Lüfte nennen. Der Spatz dagegen sei vom Aussterben bedroht, daran sei wohl der Klimawandel schuld und die Einschränkung seines natürlichen Lebensraumes. Aber ich glaube insgeheim, dieses alte Sprichwort ist daran schuld: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Wer kann schon leiden, was ihm ständig als minderwertiges Glück verkauft wird, dass er nicht zu verschmähen habe? Juli
Später dann las ich Berichte über die unglaubliche Vermehrung der Tauben in Großstädten und hörte sie Ratten der Lüfte nennen. Der Spatz dagegen sei vom Aussterben bedroht, daran sei wohl der Klimawandel schuld und die Einschränkung seines natürlichen Lebensraumes. Aber ich glaube insgeheim, dieses alte Sprichwort ist daran schuld: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Wer kann schon leiden, was ihm ständig als minderwertiges Glück verkauft wird, dass er nicht zu verschmähen habe? Juli
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Mittwoch, 23. Juli 2008
23. Juli - Die erste Liebe
365und1tag, 03:03h
Ich sehe Dich noch dasitzen mit Deinen streng übereinander gelegten Händen, immer so klein und immer sehr ordentlich, irgendwie aufgeräumt. Ich kann heute gar nicht sagen, was ich an dir so sehr liebte?
Vielleicht solltest Du nichts weiter sein als mein Rettungsanker. Auf keinen Fall warst Du meine wirkliche Vertrauensperson, denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich Dir wirklich anvertraut habe, was mir damals fast jeden Tag schlimmes widerfuhr. Ich habe es mir selbst ja kaum eingestanden. Wie sollte ich da mit Dir sprechen? Nur Hilfesignale habe ich versandt. Und das war doch schrecklich, das war wie so eine blinkende Unfallboje auf dem weiten Meer, wie auf einer einsamen Insel und keiner kam vorbei, um mein Leuchtfeuer zu sehen.
Irgendwann schicktest Du mich fort, weil Deine Eltern der Meinung waren, ich würde Dich verderben. Vielleicht eher, weil Du selbst Angst hattest, ich könnte Dich infizieren. Ganz ehrlich, ich weiß es bis heute nicht wirklich. Aber vermutlich war es klug von Dir mir aus dem Wege zu gehen.
Denn später habe ich selbst diese Menschen kennengelernt. Die tickenden Zeitbomben. Die schleichenden Mahnmale von Ungerechtigkeit und Leid. Und ich glaubte all diese armen Gestalten retten zu müssen, ließ mich ausnutzen, ausnehmen und leersaugen bis zur bitteren Neige. Zum Glück merkte ich noch rechtzeitig, dass sich jeder nur selbst retten kann. Jedenfalls für die Zombies dieser Welt gilt das, die jegliche Verantwortung für ihr Leben ablehnen. Also habe ich aufgehört ein Zombie zu sein.
Vielleicht also bist Du nur vor meiner alles verschlingenden Bedürftigkeit geflüchtet. Vielleicht war ich ein allzu mächtiger Spiegel Deiner eigenen Zerrissenheit. Ich weiß es nicht. Ob es Liebe war, wirklich Liebe, das kann ich heute gar nicht mehr sagen. Eher Einbildung, warum also länger hinterhertrauern? Wo es doch so, wie es ist, viel besser war. Juli
Vielleicht solltest Du nichts weiter sein als mein Rettungsanker. Auf keinen Fall warst Du meine wirkliche Vertrauensperson, denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich Dir wirklich anvertraut habe, was mir damals fast jeden Tag schlimmes widerfuhr. Ich habe es mir selbst ja kaum eingestanden. Wie sollte ich da mit Dir sprechen? Nur Hilfesignale habe ich versandt. Und das war doch schrecklich, das war wie so eine blinkende Unfallboje auf dem weiten Meer, wie auf einer einsamen Insel und keiner kam vorbei, um mein Leuchtfeuer zu sehen.
Irgendwann schicktest Du mich fort, weil Deine Eltern der Meinung waren, ich würde Dich verderben. Vielleicht eher, weil Du selbst Angst hattest, ich könnte Dich infizieren. Ganz ehrlich, ich weiß es bis heute nicht wirklich. Aber vermutlich war es klug von Dir mir aus dem Wege zu gehen.
Denn später habe ich selbst diese Menschen kennengelernt. Die tickenden Zeitbomben. Die schleichenden Mahnmale von Ungerechtigkeit und Leid. Und ich glaubte all diese armen Gestalten retten zu müssen, ließ mich ausnutzen, ausnehmen und leersaugen bis zur bitteren Neige. Zum Glück merkte ich noch rechtzeitig, dass sich jeder nur selbst retten kann. Jedenfalls für die Zombies dieser Welt gilt das, die jegliche Verantwortung für ihr Leben ablehnen. Also habe ich aufgehört ein Zombie zu sein.
Vielleicht also bist Du nur vor meiner alles verschlingenden Bedürftigkeit geflüchtet. Vielleicht war ich ein allzu mächtiger Spiegel Deiner eigenen Zerrissenheit. Ich weiß es nicht. Ob es Liebe war, wirklich Liebe, das kann ich heute gar nicht mehr sagen. Eher Einbildung, warum also länger hinterhertrauern? Wo es doch so, wie es ist, viel besser war. Juli
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