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Samstag, 28. Juni 2008
28. Juni - Sturm
365und1tag, 13:56h
Martina hatte die Ruhe vor dem Sturm schon häufig kennengelernt. Wenn sich alles zusammenballte, die Luft elektrisch aufgeladen, der Himmel grau und bleiern, die Kleidung am Leib klebte. Dann senkte sie sich nieder, die Ruhe.
Kurz bevor ein schwaches Lüftchen zaghaft den tosenden Sturm ankündigte, war es einen Augenblick still. Die Welt hielt den Atem an. Die Vögel schwiegen. Die Hasen streckten die Löffel. Sogar die Ameisen hörten auf zu krabbeln.
Und dann ganz leise, das Wehen, das Rauschen in den Bäumen, der anwachsende Wind. Peitscht das Gras. Beugt die hohe Birke an der Weggabelung. Wasser stürzt aus dem Himmel. Die Urgewalt – so wild und schön. Befreiung! Lachen! Die Arme heben und tanzen! Freudenschreie verschluckt vom Tosen des Sturms, vom Klatschen der Wassertropfen auf Stein.
Natürlich Furcht! Ein Baum kann stürzen, eine Dachziegel fallen, der Blitz treffen. Trotzdem - Tollkühnheit und Glück mitten im Sturm.
Aber heute, da zögerte Martina. Die Angst vor diesem Sturm war groß. Sie konnte doch nicht allen den lang ersehnten Tag verderben. Und war die Ruhe, die Ruhe vor dem Sturm nicht köstlich auf ihre Art? Ja, das war sie. Sie sah ihn kommen – unausweichlich. Aber vielleicht konnte er warten, ein bisschen, nur noch bis übermorgen, der Sturm. Und danach? Oh je, es wird nichts mehr sein, wie es einmal war.
Hoffentlich ist danach nichts mehr, wie es einmal war. Juni
Kurz bevor ein schwaches Lüftchen zaghaft den tosenden Sturm ankündigte, war es einen Augenblick still. Die Welt hielt den Atem an. Die Vögel schwiegen. Die Hasen streckten die Löffel. Sogar die Ameisen hörten auf zu krabbeln.
Und dann ganz leise, das Wehen, das Rauschen in den Bäumen, der anwachsende Wind. Peitscht das Gras. Beugt die hohe Birke an der Weggabelung. Wasser stürzt aus dem Himmel. Die Urgewalt – so wild und schön. Befreiung! Lachen! Die Arme heben und tanzen! Freudenschreie verschluckt vom Tosen des Sturms, vom Klatschen der Wassertropfen auf Stein.
Natürlich Furcht! Ein Baum kann stürzen, eine Dachziegel fallen, der Blitz treffen. Trotzdem - Tollkühnheit und Glück mitten im Sturm.
Aber heute, da zögerte Martina. Die Angst vor diesem Sturm war groß. Sie konnte doch nicht allen den lang ersehnten Tag verderben. Und war die Ruhe, die Ruhe vor dem Sturm nicht köstlich auf ihre Art? Ja, das war sie. Sie sah ihn kommen – unausweichlich. Aber vielleicht konnte er warten, ein bisschen, nur noch bis übermorgen, der Sturm. Und danach? Oh je, es wird nichts mehr sein, wie es einmal war.
Hoffentlich ist danach nichts mehr, wie es einmal war. Juni
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Freitag, 27. Juni 2008
27. Juni - Nachmittag bei Daphne
365und1tag, 21:55h
Daphne strich sich das Haar zurück. Wie hingeworfen lag sie auf der Ottomane, ein fliederfarbenes Kleid floss um ihren Leib. Üppig wogten ihre Brüste als sie Champagnerglas vom Beistelltisch aufnahm.
Mit einem tiefen Zug genoß sie das perlende Gesöff. Ein wohliger Seufzer entfuhr ihr. Daphne liebte ihre freien Nachmittag. Natürlich, sie war privilegiert. Nicht jede konnte sich so einen freien Nachmittag leisten und noch weniger hatten den Genuss dazu ihre Freundinnen einzuladen. Als erste kam Monika.
„Liebes“, brüllte sie bereits von der Tür aus. Daphne richtete sich halb auf.
“Lass doch, lass. Ich komme zu Dir!“
Die beiden Freundinnen tauschten Küsschen auf die Wange.
„Auch ein Gläschen?“ Monika nickte voller Begeisterung und nahm eine Schale entgegen. Einen Augenblick genossen die Damen das prickelnde Vergnügen. Schon standen Anna und Barbara im Raum.
„Hallo! Hallo!“
„Ach, wie schön“ Küsschen, Küsschen, Schmatz, Schmatz. Als auch die hinzugekommenen Damen mit Alkohol versorgt waren, konnte es endlich losgehen. Das Ratschen. Über die Männer herziehen.
„Was macht denn Deiner gerade?“
„Ach ja, ist der Aufsichtsratsvorsitzende von so einem DAX-Unternehmen. Bildet sich ordentlich was drauf ein.“ Die Damen lachen.
„Einfach putzig diese Kerle. Nehmen sich wegen so einem unwichtigen Kram wichtig. Es geht doch da nur um bedruckte Scheinchen. Nein, schlimmer, nur codierte Zahlen aus ordentlich vielen Nullen und Einsen.“
„Meiner hat endlich seine mütterliche Seite entdeckt!“
„Ach wie schön!“, rufen die übrigen Damen.
„Ja, er kümmert sich heute um die Kinder. Aber ich fürchte, es liegt nur an der neuen Modelleisenbahn.“ Wieder lachen die Damen.
„Meiner ist heute ins Kloster abgereist. Schweigeseminar!“
„Och!“, rufen die Damen.
„Meinst Du, er hat eine Chance?“
„Er weiß aber, dass nur Frauen Erleuchtung erreichen können.“
„Vielleicht schafft er es ja im nächsten Leben!“
„Seid doch nicht so Chauvinistisch!“
„Wieso? Mit Männern ist eben nichts anzufangen. Die wissen einfach nicht, worum es im Leben geht.“
„Um was? Um Champagner?“
„Sei doch nicht so albern!“
„Ja, ja, ich weiß, es geht um...“, alle Damen im Chor „...Liebe! LIEBE!“ Juni
Mit einem tiefen Zug genoß sie das perlende Gesöff. Ein wohliger Seufzer entfuhr ihr. Daphne liebte ihre freien Nachmittag. Natürlich, sie war privilegiert. Nicht jede konnte sich so einen freien Nachmittag leisten und noch weniger hatten den Genuss dazu ihre Freundinnen einzuladen. Als erste kam Monika.
„Liebes“, brüllte sie bereits von der Tür aus. Daphne richtete sich halb auf.
“Lass doch, lass. Ich komme zu Dir!“
Die beiden Freundinnen tauschten Küsschen auf die Wange.
„Auch ein Gläschen?“ Monika nickte voller Begeisterung und nahm eine Schale entgegen. Einen Augenblick genossen die Damen das prickelnde Vergnügen. Schon standen Anna und Barbara im Raum.
„Hallo! Hallo!“
„Ach, wie schön“ Küsschen, Küsschen, Schmatz, Schmatz. Als auch die hinzugekommenen Damen mit Alkohol versorgt waren, konnte es endlich losgehen. Das Ratschen. Über die Männer herziehen.
„Was macht denn Deiner gerade?“
„Ach ja, ist der Aufsichtsratsvorsitzende von so einem DAX-Unternehmen. Bildet sich ordentlich was drauf ein.“ Die Damen lachen.
„Einfach putzig diese Kerle. Nehmen sich wegen so einem unwichtigen Kram wichtig. Es geht doch da nur um bedruckte Scheinchen. Nein, schlimmer, nur codierte Zahlen aus ordentlich vielen Nullen und Einsen.“
„Meiner hat endlich seine mütterliche Seite entdeckt!“
„Ach wie schön!“, rufen die übrigen Damen.
„Ja, er kümmert sich heute um die Kinder. Aber ich fürchte, es liegt nur an der neuen Modelleisenbahn.“ Wieder lachen die Damen.
„Meiner ist heute ins Kloster abgereist. Schweigeseminar!“
„Och!“, rufen die Damen.
„Meinst Du, er hat eine Chance?“
„Er weiß aber, dass nur Frauen Erleuchtung erreichen können.“
„Vielleicht schafft er es ja im nächsten Leben!“
„Seid doch nicht so Chauvinistisch!“
„Wieso? Mit Männern ist eben nichts anzufangen. Die wissen einfach nicht, worum es im Leben geht.“
„Um was? Um Champagner?“
„Sei doch nicht so albern!“
„Ja, ja, ich weiß, es geht um...“, alle Damen im Chor „...Liebe! LIEBE!“ Juni
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Donnerstag, 26. Juni 2008
26. Juni - Sprüche
365und1tag, 03:37h
"Regen bringt Segen", hat meine Mutter immer gesagt. Die dachte nicht daran, ob es schönes Schwimmbadwetter gibt, sondern die überlegte, ob ihre Blumen im Garten schön aufgehen, ob der Holunderbusch, die Brombeeren und der Rharbarber genug Feuchtigkeit bekommen.
Da war ihr das Regenwetter lieb. Das befreite sie vom morgendlichen Gießen. Früher da gab es einen Witz, an den kann ich mich noch erinnern. Es ist Mai und Regen fällt, Klein-Fritzchen rennt raus und lässt sich nassregnen. Warum machst Du das Fritzchen? Es heißt doch im Mairegen wächst’s besonders gut, ich will doch noch wachsen.
Ich sehe schon die Mundwinkel müde zucken. Keine Ahnung, ob dieser Gag jemals gut angekommen ist. Ich selbst fand ihn ja irgendwie ganz nett als Kind. Vor allem weil ich die Idee so lustig fand, mich nassregnen zu lassen.
Kein Brüller. Natürlich nicht. Und die Witze und Sprüche von heute? Welche Halbwertszeit haben die? Wer versteht überhaupt deren Sinn? Die Jugendsprache meiner Zeit verstehen heute nur noch Sozialarbeiter um die Vierzig. Und die Jugendsprache der heutigen Zeit? Ich meine, gibt es die überhaupt? Gab es die damals? Jemals? Gab es wirklich Menschen, die mal knorke oder dufte sagten, wenn sie super, geil, cool, echt voll krass oder fett meinten? Weiß das einer da draußen? Ernstgemeinte Zuschriften nehme ich gerne entgegen!
Ja, ja, schon meine Mutter hatte den Spruch abgewandelt. Es heißt natürlich "Sich regen, bringt Segen", eine andere Fassung von "Beweg dich mal du fauler Hund, damit du was wirst" oder "Arsch hoch, sonst wird das nix mit Superstar". Juni
Da war ihr das Regenwetter lieb. Das befreite sie vom morgendlichen Gießen. Früher da gab es einen Witz, an den kann ich mich noch erinnern. Es ist Mai und Regen fällt, Klein-Fritzchen rennt raus und lässt sich nassregnen. Warum machst Du das Fritzchen? Es heißt doch im Mairegen wächst’s besonders gut, ich will doch noch wachsen.
Ich sehe schon die Mundwinkel müde zucken. Keine Ahnung, ob dieser Gag jemals gut angekommen ist. Ich selbst fand ihn ja irgendwie ganz nett als Kind. Vor allem weil ich die Idee so lustig fand, mich nassregnen zu lassen.
Kein Brüller. Natürlich nicht. Und die Witze und Sprüche von heute? Welche Halbwertszeit haben die? Wer versteht überhaupt deren Sinn? Die Jugendsprache meiner Zeit verstehen heute nur noch Sozialarbeiter um die Vierzig. Und die Jugendsprache der heutigen Zeit? Ich meine, gibt es die überhaupt? Gab es die damals? Jemals? Gab es wirklich Menschen, die mal knorke oder dufte sagten, wenn sie super, geil, cool, echt voll krass oder fett meinten? Weiß das einer da draußen? Ernstgemeinte Zuschriften nehme ich gerne entgegen!
Ja, ja, schon meine Mutter hatte den Spruch abgewandelt. Es heißt natürlich "Sich regen, bringt Segen", eine andere Fassung von "Beweg dich mal du fauler Hund, damit du was wirst" oder "Arsch hoch, sonst wird das nix mit Superstar". Juni
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