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Mittwoch, 25. Juni 2008
25. Juni - Schweigen rettet Ehe
365und1tag, 02:31h
Heute habe ich in der Zeitung gelesen: Italienisches Ehepaar gesteht: Seit 48 Jahren kein Wort miteinander gesprochen!
Sofort fragte ich mich, wie soll das möglich sein? Aber dann wurde mir klar, Eheleute benötigen lediglich einen ganzen Stall voller Bambini. Und die beiden hatten verbriefte sieben Nachkommen und noch zahlreichere Enkelkinder. Denen wird erzählt, was der Partner hören soll. Ein direktes Gespräch ist überhaupt nicht notwendig.
Es wirkt beim ersten Lesen barbarisch, ist aber wahrscheinlich eine sehr wirksame Möglichkeit mit seinem ärgsten Feind in Harmonie zu leben. Natürlich bis zu dem Augenblick, wo einer der beiden Ehepartner durchdreht und den anderen mit der Axt erschlägt. Oder bis zu dem Moment, wo einer unbedingt reden muss. Es einfach nicht mehr aushält und die direkte Rede nach Jahrzehnten wieder an den Partner richtet.
„Alle haben uns für ein glückliches Paar gehalten!“, wurde die Ehefrau zitiert. Das sagte sie natürlich dem Reporter.
Und der Ehemann ergänzte: „Nicht miteinander zu reden, hat unsere Ehe gerettet.“
Oh je, was für eine Nachricht! Was sollen die Heerscharen von Eheberatern und Paartherapeuten nun tun. Nehmt Eure Diplome von der Wand! Reden ist out. Völlig überflüssig. Wer nicht redet, streitet nicht. Wer nicht miteinander spricht, rettet die abendländische Kultur, zumindest die Familienkultur.
Nur eine Frage wurde wirklich nicht geklärt, wie macht man die vielen Bambinis, wenn man nicht miteinander redet? Das ist doch wirklich fremdartig, oder?
So ein Blödsinn, werdet Ihr sagen, dass ist doch erfunden! Stimmt, wahrscheinlich sogar von mir. Juni
Sofort fragte ich mich, wie soll das möglich sein? Aber dann wurde mir klar, Eheleute benötigen lediglich einen ganzen Stall voller Bambini. Und die beiden hatten verbriefte sieben Nachkommen und noch zahlreichere Enkelkinder. Denen wird erzählt, was der Partner hören soll. Ein direktes Gespräch ist überhaupt nicht notwendig.
Es wirkt beim ersten Lesen barbarisch, ist aber wahrscheinlich eine sehr wirksame Möglichkeit mit seinem ärgsten Feind in Harmonie zu leben. Natürlich bis zu dem Augenblick, wo einer der beiden Ehepartner durchdreht und den anderen mit der Axt erschlägt. Oder bis zu dem Moment, wo einer unbedingt reden muss. Es einfach nicht mehr aushält und die direkte Rede nach Jahrzehnten wieder an den Partner richtet.
„Alle haben uns für ein glückliches Paar gehalten!“, wurde die Ehefrau zitiert. Das sagte sie natürlich dem Reporter.
Und der Ehemann ergänzte: „Nicht miteinander zu reden, hat unsere Ehe gerettet.“
Oh je, was für eine Nachricht! Was sollen die Heerscharen von Eheberatern und Paartherapeuten nun tun. Nehmt Eure Diplome von der Wand! Reden ist out. Völlig überflüssig. Wer nicht redet, streitet nicht. Wer nicht miteinander spricht, rettet die abendländische Kultur, zumindest die Familienkultur.
Nur eine Frage wurde wirklich nicht geklärt, wie macht man die vielen Bambinis, wenn man nicht miteinander redet? Das ist doch wirklich fremdartig, oder?
So ein Blödsinn, werdet Ihr sagen, dass ist doch erfunden! Stimmt, wahrscheinlich sogar von mir. Juni
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Dienstag, 24. Juni 2008
24. Juni - Brunos Hündin
365und1tag, 02:14h
Heute Abend machte ich einen schönen Spaziergang übers Feld und dann durch den Wald. Aber schon am Waldrand lief plötzlich eine schwarze Hündin mit weißen Pfoten, weißer Schwanzspitze und kecken, weißem Kragen auf mich zu. Ich schaute mich um, weit und breit kein Mensch zu sehen. Da ich nicht wollte, dass die Hündin mich mit staubigen Pfoten ansprang, rief ich: „Aus“. Und sie setzte sich brav vor mich und schaute mich erwartungsvoll an.
„Wer bist Du denn?“, fragte ich und tätschelte der Hündin vorsichtig den Kopf. Das schien ihr nicht ganz so gut zu gefallen, denn sie schüttelte sich, sprang auf und ging vor mir den Weg entlang, dem ich auch gerade folgte.
Na ja, dachte ich mir, sie macht wohl auch gerade ihren Abendspaziergang. Jedenfalls kann die nicht mit mir nach Hause. Ich will mich jetzt nicht noch um einen Hund kümmern.
Also ging ich weiter und die Hündin trabte mir voran. Dann blieb sie stehen und schnüffelte. Ich gewann einen Vorsprung. Sie eilte mir wieder nach. Die Hündin wollte abbiegen. Ich ging geradeaus. Die Hündin machte einen Schlenker - geradeaus. So ging das eine ganze Weile. Ein Auto fuhr vorbei. Ich ging nach rechts, die Hündin nach links. Ein Fahrradfahrer kam uns entgegen und fuhr zwischen uns hindurch. Dann bog ich rechts ab und die Hündin folgte mir. Hier war der Wald besonders dicht, nur noch spärlich drangen die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach. Ich schob meine Sonnenbrille hoch und sagte:
„Machen das jetzt Hunde auch schon wie Katzen, sich einfach ihr Herrchen aussuchen?“ Die Hündin scharwenzelte von meinen Worten unberührt durch das Dickicht am Wegesrand und setzte sich alle paar Meter zum Markieren nieder.
„Was würdest Du sagen, wenn ich das andauernd machen würde?“, fragte ich. Plötzlich sah ich einen orangenen Fleck auf uns zukommen. Nach einer Weile erkannte ich eine Frau mit einem kleinen zotteligen Irgendwas-Terrier. Beunruhigt schielte ich zu der Hündin hinüber, die den anderen Hund anscheinend noch nicht bemerkt hatte. Genüßlich beschnüffelte sie das Grün am Wegesrand und pinkelte auf einen heruntergefallenen Ast. Auch als die Spaziergängerin näher kam, blieb sie desinteressiert. Wahrscheinlich nahm sie den kleinen Köter nicht weiter Ernst. Von dieser Entwicklung beruhigt, sprach ich die Spaziergängerin an:
„Sagen Sie mal, kennen Sie diesen Hund? Der läuft mir dauernd nach.“
„Ach, ich dachte, das wäre ihr Hund.“
„Nein, nein!“ - und falls er ihren kleinen Hund anfällt, ist es nicht meine Schuld.
So ging ich weiter und die Hündin trottete neben mir her. Manchmal lief sie auch voraus. Auf jeden Fall fühlte auch ich, dass wir zusammengehörten. Dann bog ich auf einen kleinen Pfad ab. Der war durch eine große, hölzerne Umlaufsperre gesichert, damit Fahrradfahrer absteigen müssen. Aber auch die Hündin blieb ratlos stehen.
„Komm“, sagte ich, „hier entlang“, und wartete auf sie. Schließlich fand sie den Weg um die Holzbalken herum und wieder trotteten wir gemeinsam. Die Hündin lief meistens voraus und drehte sich nur um, wenn ich knackend auf einen Zweig trat.
Eigentlich wollte ich die große Runde machen, die mich noch ein Stück über Feldwege, dann am Rand einer Ortschaft entlang und über die Kreisstraße geführt hätte. Aber die Hündin hechelte schon genug von der Hitze. Also nahm ich einen kleinen Trampelpfad im Waldesinnern. Dort war es schattig und kühl und es gab viel zu schnüffeln. Einträchtig gingen wir. Wenn der Weg besonders schlammig war und ich ein möglichst trockenes Durchkommen suchte, wartete die Hündin auf mich. Wenn sie irgendwo besonders intensiv die Nase in den Waldboden steckte und ein bisschen wühlte, wartete ich.
Schließlich kamen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an. Dort joggte uns eine Frau mit einem großen, freilaufenden Dogge entgegen. Als sie uns sah, legte sie ihrem Hund die Leine an.
„Entschuldigung“, sagte ich, „kennen Sie diesen Hund?“
„Ach“, rief die Frau, „ich dachte, das wäre ihrer! - Ach ne, das ist ja Brunos Hündin!“
Eilig leinte sie ihren Hund wieder ab.
„Dann mach ich meinen aber los, denn meine Zitta kann sie nicht leiden.“
Und tatsächlich, als die Frau mit dem Hund vorbei war, rannte die Hündin plötzlich hinter den beiden her und bellte und knurrte. Das war ja die Gelegenheit, mich schnell und heimlich aus dem Staub zu machen. Also ging ich schnell Richtung Heimat. Aber vergebens, ich hörte eilige Trippelschritte hinter mir. Ich blieb stehen.
„Aus!“ Die Hündin setzte sich hin und schaute mich erwartungsvoll an. Ich tätschelte ihren Kopf.
„Das war ein schöner Spaziergang, aber jetzt musst Du nach Hause.“
Dann ging ich weiter, die Hündin hinterher. Ich hob die Hand in Gegenrichtung und sagte in scharfem Ton:
„Los, geh heim, los!“
Da ließ die Hündin die Ohren hängen, wandte sich um und trottete nach Hause. Ich schaute mich noch oft nach ihr um. Aber sie schaute nicht zurück. Kein einziges Mal. Juni
„Wer bist Du denn?“, fragte ich und tätschelte der Hündin vorsichtig den Kopf. Das schien ihr nicht ganz so gut zu gefallen, denn sie schüttelte sich, sprang auf und ging vor mir den Weg entlang, dem ich auch gerade folgte.
Na ja, dachte ich mir, sie macht wohl auch gerade ihren Abendspaziergang. Jedenfalls kann die nicht mit mir nach Hause. Ich will mich jetzt nicht noch um einen Hund kümmern.
Also ging ich weiter und die Hündin trabte mir voran. Dann blieb sie stehen und schnüffelte. Ich gewann einen Vorsprung. Sie eilte mir wieder nach. Die Hündin wollte abbiegen. Ich ging geradeaus. Die Hündin machte einen Schlenker - geradeaus. So ging das eine ganze Weile. Ein Auto fuhr vorbei. Ich ging nach rechts, die Hündin nach links. Ein Fahrradfahrer kam uns entgegen und fuhr zwischen uns hindurch. Dann bog ich rechts ab und die Hündin folgte mir. Hier war der Wald besonders dicht, nur noch spärlich drangen die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach. Ich schob meine Sonnenbrille hoch und sagte:
„Machen das jetzt Hunde auch schon wie Katzen, sich einfach ihr Herrchen aussuchen?“ Die Hündin scharwenzelte von meinen Worten unberührt durch das Dickicht am Wegesrand und setzte sich alle paar Meter zum Markieren nieder.
„Was würdest Du sagen, wenn ich das andauernd machen würde?“, fragte ich. Plötzlich sah ich einen orangenen Fleck auf uns zukommen. Nach einer Weile erkannte ich eine Frau mit einem kleinen zotteligen Irgendwas-Terrier. Beunruhigt schielte ich zu der Hündin hinüber, die den anderen Hund anscheinend noch nicht bemerkt hatte. Genüßlich beschnüffelte sie das Grün am Wegesrand und pinkelte auf einen heruntergefallenen Ast. Auch als die Spaziergängerin näher kam, blieb sie desinteressiert. Wahrscheinlich nahm sie den kleinen Köter nicht weiter Ernst. Von dieser Entwicklung beruhigt, sprach ich die Spaziergängerin an:
„Sagen Sie mal, kennen Sie diesen Hund? Der läuft mir dauernd nach.“
„Ach, ich dachte, das wäre ihr Hund.“
„Nein, nein!“ - und falls er ihren kleinen Hund anfällt, ist es nicht meine Schuld.
So ging ich weiter und die Hündin trottete neben mir her. Manchmal lief sie auch voraus. Auf jeden Fall fühlte auch ich, dass wir zusammengehörten. Dann bog ich auf einen kleinen Pfad ab. Der war durch eine große, hölzerne Umlaufsperre gesichert, damit Fahrradfahrer absteigen müssen. Aber auch die Hündin blieb ratlos stehen.
„Komm“, sagte ich, „hier entlang“, und wartete auf sie. Schließlich fand sie den Weg um die Holzbalken herum und wieder trotteten wir gemeinsam. Die Hündin lief meistens voraus und drehte sich nur um, wenn ich knackend auf einen Zweig trat.
Eigentlich wollte ich die große Runde machen, die mich noch ein Stück über Feldwege, dann am Rand einer Ortschaft entlang und über die Kreisstraße geführt hätte. Aber die Hündin hechelte schon genug von der Hitze. Also nahm ich einen kleinen Trampelpfad im Waldesinnern. Dort war es schattig und kühl und es gab viel zu schnüffeln. Einträchtig gingen wir. Wenn der Weg besonders schlammig war und ich ein möglichst trockenes Durchkommen suchte, wartete die Hündin auf mich. Wenn sie irgendwo besonders intensiv die Nase in den Waldboden steckte und ein bisschen wühlte, wartete ich.
Schließlich kamen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an. Dort joggte uns eine Frau mit einem großen, freilaufenden Dogge entgegen. Als sie uns sah, legte sie ihrem Hund die Leine an.
„Entschuldigung“, sagte ich, „kennen Sie diesen Hund?“
„Ach“, rief die Frau, „ich dachte, das wäre ihrer! - Ach ne, das ist ja Brunos Hündin!“
Eilig leinte sie ihren Hund wieder ab.
„Dann mach ich meinen aber los, denn meine Zitta kann sie nicht leiden.“
Und tatsächlich, als die Frau mit dem Hund vorbei war, rannte die Hündin plötzlich hinter den beiden her und bellte und knurrte. Das war ja die Gelegenheit, mich schnell und heimlich aus dem Staub zu machen. Also ging ich schnell Richtung Heimat. Aber vergebens, ich hörte eilige Trippelschritte hinter mir. Ich blieb stehen.
„Aus!“ Die Hündin setzte sich hin und schaute mich erwartungsvoll an. Ich tätschelte ihren Kopf.
„Das war ein schöner Spaziergang, aber jetzt musst Du nach Hause.“
Dann ging ich weiter, die Hündin hinterher. Ich hob die Hand in Gegenrichtung und sagte in scharfem Ton:
„Los, geh heim, los!“
Da ließ die Hündin die Ohren hängen, wandte sich um und trottete nach Hause. Ich schaute mich noch oft nach ihr um. Aber sie schaute nicht zurück. Kein einziges Mal. Juni
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Montag, 23. Juni 2008
23. Juni - Der goldene Vogel
365und1tag, 04:44h
Wenn ich nicht so müde wäre, dann würde ich Euch erzählen wie mir heute ein goldener Vogel begegnet ist, der sehr interessante Ansichten zur Kükenaufzucht vertrat. Ich konnte ihn leider nur schwer verstehen, weil er zwischen den Worten ständig pfiff und trillerte. Bevor ich mir vor lauter Schmerzen die Ohren zuhalten musste, bekam ich aber noch folgendes mit:
„Es gibt“, sagte der Vogel, „mehrere Methoden seine Kinder aufzuziehen. Wenn sie noch im Ei sind, brauchen sie Wärme und Liebe, damit sie wachsen und gedeihen. Irgendwann wird es ihnen dann zu eng in der Eierschale, weil sie einfach zu stark gewachsen sind. Dann strengen sich die kleinen Vögelchen fürchterlich an, picken mit ihrem Eizahn die Schale auf und kommen heraus. Freilich, nicht jedes Küken mag aus seiner Schale herauskommen, manche entscheiden sich aufzugeben. Es ist nämlich fürchterlich anstrengend so eine Eierschale von innen aufzupicken und sich herauszustemmen. Ich weiß ja nicht, ob Du das schon einmal versucht hast?“
Der Vogel legte den Kopf schief und schaute mich fragend an. Ich guckte verdutzt, zuckte mit den Schultern und wiegte den Kopf hin und her. Sehe ich aus wie aus einem Ei geschlüpft? Wie kommt er darauf?
„Ich kann es mir vorstellen“, antwortete ich schließlich.
„Dann verstehst Du, dass viele kleine Vögel da schon aufgeben. Manche wachsen auch einfach nicht in ihrem Ei, weil sie nicht genug Wärme und Liebe bekommen haben, andere glauben nicht daran, dass es ihnen außerhalb des Eis gefallen wird und dann gibt es natürlich die Vogelkinder, die es gar nicht erwarten können endlich aus dem engen Ei herauszukommen. Die reißen dann auch als erste den Schnabel ganz weit auf um von ihren Vogeleltern gefüttert zu werden.“
Ich nickte um anzudeuten, dass ich noch folgen konnte. Also fuhr der goldene Vogel fort:
„Und dann kommt irgendwann der Tag, wo die Eltern ihre Küken aus dem Nest werfen, damit sie fliegen lernen. Nun ja, die meisten jungen Vögel wollen von selbst fliegen lernen, aber manchmal gibt es hartnäckige Nesthocker und die müssen dann einfach raus aus dem Nest. Schließlich haben wir alten Vögel auch noch etwas anderes zu tun außer unsere Brut aufzuziehen.“
„Ah, ja!“, sagte ich und lächelte verständnisvoll.
"Wenn natürlich die alten Vögel gar keine Zeit für die Aufzucht haben, dann legen sie schon das Ei in das Nest eines anderen Vogelpaares. Das ist natürlich am wenigsten zeitraubend."
Ich hüstelte verlegen.
Was, um Himmels willen, machen die alten Vögel denn so Wichtiges? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung welche Lebensziele so ein Vogel verfolgen mag. Nur weil mir die Ohren so wehtaten, mochte ich nicht weiter nachfragen. Außerdem war mir das auch ein bisschen peinlich, wohlmöglich hätte ich den Vogel mit dieser Frage beleidigt. Mit etwas Glück erzählt mir der goldene Vogel das bei seinem nächsten Besuch. Oder fragt Ihr ihn doch mal und sagt es mir dann weiter. Juni
„Es gibt“, sagte der Vogel, „mehrere Methoden seine Kinder aufzuziehen. Wenn sie noch im Ei sind, brauchen sie Wärme und Liebe, damit sie wachsen und gedeihen. Irgendwann wird es ihnen dann zu eng in der Eierschale, weil sie einfach zu stark gewachsen sind. Dann strengen sich die kleinen Vögelchen fürchterlich an, picken mit ihrem Eizahn die Schale auf und kommen heraus. Freilich, nicht jedes Küken mag aus seiner Schale herauskommen, manche entscheiden sich aufzugeben. Es ist nämlich fürchterlich anstrengend so eine Eierschale von innen aufzupicken und sich herauszustemmen. Ich weiß ja nicht, ob Du das schon einmal versucht hast?“
Der Vogel legte den Kopf schief und schaute mich fragend an. Ich guckte verdutzt, zuckte mit den Schultern und wiegte den Kopf hin und her. Sehe ich aus wie aus einem Ei geschlüpft? Wie kommt er darauf?
„Ich kann es mir vorstellen“, antwortete ich schließlich.
„Dann verstehst Du, dass viele kleine Vögel da schon aufgeben. Manche wachsen auch einfach nicht in ihrem Ei, weil sie nicht genug Wärme und Liebe bekommen haben, andere glauben nicht daran, dass es ihnen außerhalb des Eis gefallen wird und dann gibt es natürlich die Vogelkinder, die es gar nicht erwarten können endlich aus dem engen Ei herauszukommen. Die reißen dann auch als erste den Schnabel ganz weit auf um von ihren Vogeleltern gefüttert zu werden.“
Ich nickte um anzudeuten, dass ich noch folgen konnte. Also fuhr der goldene Vogel fort:
„Und dann kommt irgendwann der Tag, wo die Eltern ihre Küken aus dem Nest werfen, damit sie fliegen lernen. Nun ja, die meisten jungen Vögel wollen von selbst fliegen lernen, aber manchmal gibt es hartnäckige Nesthocker und die müssen dann einfach raus aus dem Nest. Schließlich haben wir alten Vögel auch noch etwas anderes zu tun außer unsere Brut aufzuziehen.“
„Ah, ja!“, sagte ich und lächelte verständnisvoll.
"Wenn natürlich die alten Vögel gar keine Zeit für die Aufzucht haben, dann legen sie schon das Ei in das Nest eines anderen Vogelpaares. Das ist natürlich am wenigsten zeitraubend."
Ich hüstelte verlegen.
Was, um Himmels willen, machen die alten Vögel denn so Wichtiges? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung welche Lebensziele so ein Vogel verfolgen mag. Nur weil mir die Ohren so wehtaten, mochte ich nicht weiter nachfragen. Außerdem war mir das auch ein bisschen peinlich, wohlmöglich hätte ich den Vogel mit dieser Frage beleidigt. Mit etwas Glück erzählt mir der goldene Vogel das bei seinem nächsten Besuch. Oder fragt Ihr ihn doch mal und sagt es mir dann weiter. Juni
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