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Dienstag, 10. Juni 2008
10. Juni - Lottogewinn
365und1tag, 01:01h
Sergej ist völlig aus dem Häuschen! Seit fast zwanzig Jahren spielt er regelmäßig Lotto und wenn er ehrlich ist, so richtig hat er nie daran geglaubt, dass überhaupt jemals irgendjemand richtiges Geld gewinnt. Aber jetzt, er kann es kaum fassen. Ludmilla tanzt schon auf dem Tisch. Das große Los, ein Sechser mit Zusatzzahl und Superzahl. Ein paar Millionen werden das bestimmt. Wie gut, dass die Kinder nicht zu Hause sind. Besser wenn die nichts erfahren. Sonst weiß es am Ende jeder und Sergej muss aller Welt Geld schenken oder Geld leihen. Er möchte diese peinlichen Situationen nun wirklich vermeiden. Aber das Haus können sie abbezahlen, auf einen Schlag. Und es ist genug für das Studium der Mädchen da. Und Ludmillas Mutter kann endlich in eine anständige Wohnung ziehen. Aber natürlich, alles muss in Ruhe bedacht werden. Ein neues Auto wäre auch schön. Nur die Fragen, die bohrenden Fragen von den Verwandten und Arbeitskollegen. „Nein, nein. Sei nur vorsichtig, Sergej“, tadelt er sich selbst. Dann springt Ludmilla vom Tisch und holt den Krimskoye aus dem Kühlschrank. Immer noch vor Freude trällernd stellt sie die Sektflöten auf den Couchtisch. „Los mach auf!“, fordert sie Sergej auf. „Warum haben wir so teuren Sekt im Haus?“, braust Sergej auf. „Ach Lieber“, Ludmilla sinkt ihm auf den Schoß, „ich habe es doch geträumt, dass es so kommt. Was denkst Du? Mach’ Dir nicht soviel Gedanken. Es wird alles gut!“ Juni
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9. Juni - Untermieter
365und1tag, 03:08h
Ein kleiner Igel wohnt zur Zeit in der Katzenkiste von unserem Kater Paul. Die Katzenkiste hatten wir auf die Veranda vom Gartenhäuschen gestellt und wunderbar mit einer alten Matratze ausgepolstert. Durch ein großes rundes Loch konnte Paul prima dort hinein und wieder hinauskommen. Theoretisch. Leider gefiel Paul diese Zweitwohnung aber aus irgendeinem Grunde nicht. Sogar im tiefsten Winter hatte er sie verschmäht. Kein Wunder also, dass er sie jetzt im Frühling völlig links liegen ließ. Und kürzlich hat Paul also einen Untermieter bekommen. Als ich neulich an der Katzenkiste vorbeikam, schaute mich plötzlich ein kleines spitzes Gesicht mit runden, schwarzen Knopfaugen an. Ich musste zweimal hinschauen, aber dann erkannte ich auch ohne die Stacheln sehen zu können den Igel. Der saß gemütlich in der Kiste und ließ die Welt – in diesem Falle mich – an sich vorüberziehen. Was Paul zu seinem Untermieter sagt? „Das ist mir doch völlig miau!“ – natürlich. Juni
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Sonntag, 8. Juni 2008
8. Juni - Loslassen
365und1tag, 02:12h
Weißt Du noch, wie Du als Kind Fahrradfahren gelernt hast? Erinnerst Du Dich noch daran, wie Du auf dem Rad sahsest, das erste Mal ohne Stützräder. Deine Mutter oder dein Vater lief neben Dir her, hielt das Rad durch einen sicheren Griff unter den Sattel stabil, rief Dir zu: „Treten, treten, nicht aufhören!“ Und immer, wenn Deine Mutter oder Dein Vater losgelassen hat, hast Du aufgehört zu treten, das Gleichgewicht verloren und bist beinahe umgefallen. Falls es Dein Vater war, der Dir Fahrradfahren beigebracht hat, dann war er vielleicht ein bisschen so wie meiner, nämlich ungeduldig. Warum lernt das Kind so etwas Einfaches wie Fahrradfahren nicht. Dauernd fällt es wieder um, und ich sag doch noch: „Nicht umfallen, nicht aufhören zu treten!“ Aber obwohl er irgendwann wütend wurde und obwohl ich es wirklich schwierig fand dieses Radfahren, nahezu unmöglich, so wollte ich es doch unbedingt lernen. Also sah ich über meine Angst, die Wut und Ungeduld meines Vaters hinweg und versuchte es weiter – und dann, plötzlich konnte ich es. Tat es in Wahrheit schon eine ganze Weile, weil mein Vater einfach so außer Puste war, dass er nicht mehr nebenherlaufen und dabei noch unnütze Anweisungen rufen konnte. Er hat also einfach losgelassen, ohne dass ich es mitbekommen habe. Und als ich es dann merkte, fuhr ich zwar einen kleine Schlenker vor Schreck, aber ich konnte doch mein Gleichgewicht halten und trat einfach weiter in die Pedale. Ich fuhr ganz allein Fahrrad! War das großartig! Juni
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Freitag, 6. Juni 2008
7. Juni - Urlaubsgeld
365und1tag, 23:46h
Bettina sitzt am Küchentisch und zählt das Kleingeld aus der großen 3-Liter-Mariacronflasche. Dort wirft sie seit ein paar Jahren alle kleinen Münzen hinein, die sie übrig hat. Manchmal verirrt sich sogar ein Euro dazu. Und wenn die Flasche voll ist, hat sie sich vorgenommen, will sie von dem Geld in Urlaub fahren. Heute ist es soweit, die Münzen drohten schon oben herauszupurzeln, also hat sie die Flasche umgekippt und macht jetzt lauter kleine Häufchen mit Eincentstücken, Zweicentstücken, Fünf-, Zehn- , Zwanzig-, Fünfzigcentmünzen und ein ganz kleiner Haufen Eineuromünzen ist auch dabei. Es dauert elend lange. Aber schließlich hat sie alle Münzen fein säuberlich sortiert, ein paar alte Centimes und Pfennige hat sie dabei auch noch herausgefischt. Als nächstes macht sie kleine Stapel aus 10 gleichen Münzen. Als sie damit fertig ist, steht der ganze Tisch voller Geldstapel. Endlich kann sie das Geld zählen. Es sind 9, 86 Euro in Eincentmünzen, 17,02 Euro in Zweicentstücken, 10,55 Euro in Füncentmünzen, die Zehn-, Zwanzig- und Fünfzigcentmünzen ergeben zusammen 23,70 Euro und dann hat sie noch 19 Eineuromünzen. Na, das wird aber ein kurzer Urlaub! Juni
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6. Juni - Sängerwettstreit
365und1tag, 02:28h
Sabine schnürt die festen Schuhe und schleicht sich am frühen Morgen aus dem Haus. Mann und Kinder schlafen noch. Endlich aufatmen, ein bisschen gestohlene Zeit nur für sie allein. Hinter dem Haus überquert sie eine frisch gemähte Wiese und läuft über die Feldwege Richtung Wald. Obwohl es so früh ist, wärmt die Sonne sie. Und Sabine ist froh, dass sie Sonnencreme auf Gesicht und Arme aufgetragen hat. Im Schatten des Waldes ist es noch kühl. Und die Vögel singen lauthals um die Wette. In weiter Entfernung hört Sabine ein Schuhuhuuuhuuu, zwei Mal. Aber dann wird es vom Pfeifen und Tirilieren und Jubeln aus allen Richtungen übertönt. Wäre das nicht schön, wenn Sabine die Vögel verstehen könnte. Vielleicht rufen sie sich zu: „Schaut mal eine Menschenfrau! Was will die so früh hier? Warum stört sie uns? Wer traut sich ihr auf den Kopf zu scheißen?“ Aber wahrscheinlich, denkt Sabine, kümmern die Vögel sich kein bisschen um mich. Sie pfeifen und singen wahrscheinlich nur, weil es so wunderschön ist am Leben zu sein. Und voller Inbrunst stimmt Sabine ein. Juni
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