Montag, 22. Dezember 2008
22. Dezember - Die Tage werden wieder länger
Dem Himmel sei dank, die Tage werden wieder länger. Noch ein paar Wochen fiese Dunkelheit morgens und dann schon wieder nachmittags, aber die Sonne wird immer weiter und steiler über den Horizont steigen und bald, bald ist der Winter auch Geschichte und der Frühling beginnt.

Kommt euch wohl so vor als könnte ich das kaum erwarten. Das stimmt leider auch. Diese graue, kalte, dunkle Jahreszeit überwinde ich nur mühsam. Je älter ich werde, umso schlimmer wird es. Vor allem, wenn so ein Schmuddelwetter herrscht. Fieselregen, rutschige Straßen, matschige Feldwege. Einfach gräßlich. Klar, so ein schöner eiskalter, klirrender Winter mit massenhaft Schnee und Sonnenschein bei strahlend blauem Himmel ist nicht zu verachten.

Aber so ein Bilderbuchwetter gibt es eher selten. Der Frühling leuchtet aber auch bei Regenwetter. Wenn die Tropfen vom lindgrünen, frischen Grashalm perlen, die ganze Atmosphäre wie frischgewaschen leuchtet. Der erste warme Wind, der deine Haut streichelt, während sich die Sonne noch ein wenig rar macht aber langsam ihre wärmenden Strahlen zu dir ausstreckt. Ach Frühling, komme bald! Dezember

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21. Dezember - Geister
Geister sind total lästig. Es gibt natürlich keine. Ist ja klar. Ich bin ja nicht bekloppt und glaube an Geister. Aber ungemein lästig sind die trotzdem.

Heute Nacht zum Beispiel, da hat so ein lästiges Geisterexemplar andauernd an den Blättern meiner Orchidee gewackelt. Keine Ahnung worauf mich dieser Geist wieder aufmerksam machen wollte. Irgendetwas wollen die ja immer. "Erzähl meiner Frau, wo ich die Goldbarren versteckt habe" oder "Hau meinem Bruder einen über den Schädel, ich kam nicht mehr dazu".

Geister, also vor allem die Sorte, die sich immer noch hier so in unseren Gefilden herumtreibt, sind nämlich überhaupt kein bisschen geläutert oder so etwas in der Art. Ganz im Gegenteil hängen die noch völlig an ihren alten menschlichen Gewohnheiten und Eigenarten. Deshalb reagiere ich überhaupt nicht mehr auf diese albernen Annäherungsversuche wie mit den Blättern meiner sehr empfindlichen Orchidee wedeln oder meine schönste Kaffeetasse vom Tisch schubsen. Ein einzigees Mal hat mich so ein Geist überrumpelt. Es gibt natürlich keine, also nicht, dass ihr jetzt glaubt, es gäbe Geister. Ha, lachhaft.

Jedenfalls hat dieser fiese Geist doch tatsächlich meinen schlafenden Kater vom Kratzbaum geworfen. Das hat mich dann so derartig aufgeregt - und meinen armen Kater auch. Der stand mit gesträubtem Fell und aufgestellten Ohren in Angriffsstellung. Aber diese fiesen Geister kriegt ja auch eine Katze nicht. Ist ja klar, ist kein Schwanz dran. Deshalb verliert unser Kater ziemlich schnell das Interesse. Also, wo war ich, genau, das hat mich so fürchterlich aufgeregt, dass ich doch tatsächlich den Geist angesprochen habe. Der klagte mir daraufhin sein Leid.

Denkt jetzt nicht, dass so ein Geist wie jeder vernünftige Mensch um eine Tasse Tee bittet und sich mit dir an den Tisch setzt, um einfach ein bisschen zu plaudern. Nein. Viel schlimmer. Die hinterlassen unsichtbare Nachrichten auf dem Spiegel. Die sah ich dann erst, als ich mich schön in der Badewanne entspannte und der feuchte Dunst das Spiegelglas beschlug. Der blöde Geist hatte auch noch so eine Sauklaue.

Am Ende lief alles darauf hinaus, dass ich ihrem Mann - es war ein weiblicher Geist - sagen sollte, er solle nicht dauernd vergessen die Blumen zu gießen. Warum solche dämlichen Geister dann bei mir vorbeikommen anstatt direkt dem betreffenden Hinterbliebenen auf den Wecker zu gehen, ist mir wirklich völlig schleierhaft. Aber einer, der die Blumen nicht gießt, bemerkt die Anwesenheit vom Geist seiner Frau wahrscheinlich auch nicht. Dezember

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20. Dezember - Jasagen
Wer möchte sich schon gerne mit Jasagern umgeben? Na eben. Ich auch. Diese ewigen Neinsager, die Spielverderber, die Besserwisser, die gehen mir ganz schön auf den Wecker.

Wer sagt denn das ein Teppich nicht fliegen kann? Vielleicht hast du es nur noch nie probiert oder es war der falsche. Okay, es ist ein blödes Beispiel. Aber kennst du nicht auch diese kleine Stimme so kurz hinter dem Jochbein, die beständig murmelt: "Das geht doch nicht. Nein, nein. Das kannst du dir gleich abschminken. Wer hätte von sowas schon gehört? Gänzlich unmöglich, ungehörig, unwahrscheinlich. Das tut MAN nicht. Was sollen die Leute sagen? Deine Eltern würden sich schämen. Das hat schon 1857 vor Canitoga nicht funktioniert." Und so weiter, und so fort.

Dabei gibt es sehr wohl eine Menge, was ich heute tun kann, aber vor zweiundzwanzig Jahren noch nicht. Alkohol trinken, Auto fahren, meine eigenen Entscheidungen treffen. Wenn ich will, kann ich mitten in der Nacht baden oder einfach meine Sachen packen und in den Urlaub fahren. Ich kann wirklich und unfassbar wahr, tun und lassen was ich will. Natürlich im Rahmen der gültigen Gesetzgebung.

Ich kann ja sagen, wenn mir danach ist. Ich kann sogar nein sagen, auch das ist erlaubt. Toll oder? Ich bin natürlich für mein Tun selbst verantwortlich. Das ist manchmal etwas unangenehm, aber erleichtert letztendlich eine Menge. Denn ich muss nur mir selbst gegenüber Rechenschaft ablegen, die Meinung anderer Leute kann mir völlig herrlich schnurzpiepegal sein. Dezember

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