Samstag, 2. August 2008
2. August - Mittag
Hitze staut sich über den Feldern. Die Sonne brennt herunter. Kein Wölkchen ist am Himmel. Kaum ein Insekt wagt es jetzt zur heißesten Zeit des Tages herumzufliegen. Sogar die sonst so fleißigen Hummeln wirken träge. Die Schnecken haben sich irgendwo im Dickicht am Wegesrand, im dunklen Schatten verkrochen. Und ich bedauere schon, dass ich dort nicht ebenfalls hineinpasse, unter ein paar Blätter am Feldrain. Wie konnte ich nur auf die Idee verfallen um diese Zeit einen Spaziergang zu machen. So viel Dummheit gehört bestraft und zwar sofort. Also glühe ich und schwitze zur Strafe.

Dann beginne ich zu kichern. Ich wollte so gerne mal in die Sahara. Die Wüste sehen und erleben, wie das dort ist. Aber ich überlebe ja kaum einen heißen Sommertag in der Mitte Deutschlands. Da fühle ich mich schon wie im Backofen. Wie soll das erst in der Sahara sein? Gibt es die Sahara auch vollklimatisiert, mit Schatten und Vollpension? Ich bekomme doch so leicht Sonnenbrand.

Ich schleppe mich weiter und höre ein Knistern von links als würde jemand rhythmisch 100.000 Butterbrottüten zusammenknüllen und zusammenknüllen und wieder zusammenknüllen ohne Unterlass. Dann begreife ich, dass das der Weizen ist, der singt. Er ist reif und der heiße Wind lässt ihn knistern, wenn er über ihn hinwegstreicht. Und jetzt freue ich mich doch, dass ich mich um diese Zeit aus dem Haus gewagt habe. Wer weiß, ob ich sonst jemals den Weizen hätte singen hören: „Ich bin reif, ernte mich, hörst du, ich will vom Halm, ernte mich, ernte mich.“ August

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1. August - Undankbares Publikum
Simon lachte aus vollem Hals. Aber die Gesichter der anderen blieben starr, keiner verzog eine halbe Augenbraue, niemand zuckte auch nur ein bisschen mit dem Mund.

Schade, dabei hatte Simon den Witz wirklich lustig gefunden. Er prustete los, sobald er nur daran dachte. Nun ja, vielleicht war diese Gesellschaft zu erlesen für seine zugegeben etwas versauten Scherze. Aber dann hätten sie ihn wenigstens auszischen können. So gar keine Reaktion war schon ziemlich gemein und auch unhöflich.

Also ließ Simon die Leute in ihren Abendkleidern und Anzügen einfach stehen und schlenderte zur nächsten Gruppe. Auf dem Rasen hatten sich ein paar Golfer versammelt. Denen musste doch ein deftiges Witzchen gefallen. Oder waren die am Ende auch so zugeknöpft. Vielleicht versuchte er es mit einem etwas harmloseren Gag. Simon legte los. Ihm gefiel es sehr gut, wie er die Spannung aufbaute und jeder zweite Satz mit einem skurrilen Schlenker endete. Normalerweise hätten diese blöden Golfer längst die Schläger wegwerfen müssen und sich brüllend vor Lachen auf dem Boden wälzen. War aber nicht. Sie schauten einfach arrogant über ihn hinweg auf das Green. Simon wollte gerade anfangen, sein Publikum auszuschimpfen, da hörte er Herrn Köhnlechner.

„Was machen Sie denn da?“, rief er ihm ungeduldig über die Regale mit Sportwaren zu. „Wenn ich wiederkomme ist der Boden fertig gewischt, verstanden?“ Simon warf den Golfern einen kurzen Seitenblick zu und griff wieder nach dem Wischmop. Jetzt begannen sie leise zu kichern und flüsterten sich etwas zu, während sie mit den Fingern auf Simon zeigten. „Elendes Publikum!“, dachte Simon. Hoffentlich war er nächste Woche wieder in der Damenabteilung. Die Zuschauerinnen dort waren sehr viel verständnisvoller und lachten zumindest ab und zu höflich über sein Programm. August

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